Die prominente Anhängerin des Schweizer Gesundheitssystems

Hillary Clinton stellte das hiesige Gesundheitswesen mehrfach als Vorbild dar. Für sie zeigt die Schweiz, dass Misch-Systeme letztlich stärker sind als das Prinzip der Einheitskasse.

, 23. Oktober 2016 um 18:21
image
  • politik
  • gesundheitskosten
  • usa
Die amerikanische Präsidentschafts-Kandidatin Hillary Clinton hat sich mehrfach positiv über das Schweizer Gesundheitssystem geäussert, ja es als Vorbild dargestellt: Dies zeigen Zitate und Passagen, welche im Rahmen der «Hillaryleaks»-Publikationen der letzten Tage herauskamen und von der Zeitung «Schweiz am Sonntag» dort gefunden wurden.
Konkret handelt es sich um Mails, die Unbekannte bei Clintons Kampagnenleiter und langjährigem Vertrauten John Podesta entwendeten, und die seit letzter Woche auf Wikileaks einsehbar sind.

«Single-Payer»- gegen Misch-Systeme

Eine dieser Notizen verweist zum Beispiel auf einen Auftritt der Politikerin vor der Handelskammer der Stadt Grand Rapids. Clinton wog dabei 2013 diverse Gesundheitssysteme gegeneinander ab – auf der einen Seite das «Single payer»-Prinzip, bei dem eine Einheitskasse die Gesundheitsversicherung abdeckt, manchmals sogar eine Institution die gesamte Gesundheitsversorgung eines Landes (wie das NHS in England). Und auf der anderen Seite die Mischsysteme, wie man sie eben beispielsweise die Schweiz kennt.
Die Einheitssysteme hätten zwar gewisse Stärken, so Clinton vor den Geschäftsleuten in Michigan, beispielsweise könnten sie Kostendruck ausüben und böten meist eine solide Grundversorgung.

Wo wartet man weniger lang?

Allein, das in der Schweiz oder Deutschland gängige Mischsystem erscheine stärker: In der Schweiz habe man trotz individuellerer Verhältnisse klare Kontrollen über Budgets und Verantwortlichkeiten – der Kostendruck sei also ebenfalls gegeben. Zugleich sei die Grundversorgung «so gut oder sogar besser». Und vor allem wären dort gewisse things wie Wartezeiten dort seltener. Man komme dort rascher beispielsweise zu einer künstlichen Hüfte.
Und bei einem Auftritt im Jahr 2007 schilderte sie es als positiv, dass in der Schweiz alle Bürger ein Minimum an Leistungen erhielten, aber obendrein Zusatzversicherungen abschliessen könnten. «Diese Systeme scheinen besser zu funktionieren, weil die Menschen eine Auswahl haben. Wir müssen auch in unserem Land Wahlmöglichkeiten bieten, das ist Teil der amerikanischen Kultur.»
Ganz unbekannt war diese Einstellung bislang nicht. Die «Schweiz am Sonntag» zitiert denn auch Bill Clinton, der 2010 beim WEF in Davos vor Journalisten sagte: «Als Hillary und ich 1994 das US-Gesundheitssystem reformieren wollten, haben wir das Schweizer System genau angeschaut, es war in vielem unser Vorbild.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Nun lässt der Bund das Kostenwachstum bei den Krankenkassen-Leistungen überwachen

In einem Monat beginnt die Kommission für das Kosten- und Qualitätsmonitoring EKKQ, die Preisentwicklung im Gesundheitswesen zu beobachten.

image

Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

image

Suva soll Asbestopfer-Fonds mitfinanzieren

Die Stiftung Entschädigungsfonds für Asbestopfer (EFA) hat zu wenig Geld. Nun könnte es Unterstützung von der Suva geben.

image

Bundesrat bewilligt Tardoc und Pauschalen - Chirurgen sind «bestürzt»

Der Bundesrat will das neuen Tarifsystem mit einigen Änderungen im Januar einführen. Die FMCH prangert die Pauschalen erneut als teilweise gesetzeswidrig an.

image

Neuer Name, altes Dossier: Bundesrat macht aus dem EPD das E-GD

Nun beerdigt der Bundesrat das unbeliebte elektronische Patienten-Dossier – und macht kurzerhand ein elektronisches Gesundheitsdossier daraus.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.