Ein weiterer grosser Versicherer gibt Tardoc eine Chance

Die Krankenkasse Swica entfernt sich von der Position seiner Branchenorganisation Santésuisse. Der Beitritt zu Tardoc würde dem ambulanten Ärztetarif Auftrieb verschaffen.

, 1. Mai 2020 um 14:27
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Die Versicherungsgesellschaft Swica stellt per Anfang 2021 den Tarifwerken Tardoc und gleichzeitig dem Apothekentarif ein Beitrittsgesuch. Dies teilt der Versicherer überraschend am Freitag mit. Überraschend deshalb, weil Swica Mitglied des Krankenkassenverbandes Santésuisse ist, der sich für ambulante Pauschalen einsetzt.  
Mit einem Beitritt von Swica zu Tardoc sollen «die Tarifpartnerschaften im Schweizer Gesundheitswesen gestärkt werden», steht in der Mitteilung zu lesen. Diese seien für die Umsetzung der Geschäftsstrategie von Swica von zentraler Bedeutung: «Integrierte Versorgung ist nur partnerschaftlich möglich», schreibt die Krankenkasse mit rund 1.5 Millionen Versicherten.

Tardoc könnte schon bald Realität sein

Der Versicherer aus Winterthur bezeichnet Tardoc in der Mitteilung als «zeitgemäss» und auf einer «Kooperation basierend». Der Beitritt des Santésuisse-Mitglieds würde dem ambulanten Tarif Auftrieb verschaffen. Und könnte dazu beitragen, die seit Jahren herrschende Blockade in diesen Bereichen zu lösen. Das Tauziehen um Tardoc geht nun in die nächste Runde. 
Der andere Branchenverband Curafutura mit den Versicherern CSS, Sanitas, Helsana und KPT sowie die Ärztevereinigung FMH haben sich im vergangenen Jahr auf den ambulanten Tarif Tardoc geeinigt und das Werk dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorgestellt. Dieses wird derzeit in Bern auf Herz und Nieren geprüft. Eine Bedingung für die Genehmigung ist: Eine Mehrheit der Tarifpartner müssen dahinter stehen. Mit dem Beitritt von Swica dürfte dies nun auch bei den Krankenkassen der Fall sein. 
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