Man beobachte die Entwicklung der Medizin in den Spitälern mit Sorge, heisst es zuoberst: «Ärzte geraten zunehmend unter den Druck, ihr Handeln einer betriebswirtschaftlichen Nutzenoptimierung des Krankenhauses unterzuordnen. Der materielle und immaterielle Schaden der Ökonomisierung ist beträchtlich.»
Erpressungspotential gegen Ärzte
«Dienstvertragliche "Bonus-Regelungen" schaffen Fehlanreize und bieten faktisch "Erpressungspotenzial" gegen Ärzte», argumentieren DGIM und DDG: «Sie stehen aus ethischen Gründen im direkten Widerspruch zum ärztlichen Handeln und sind generell abzulehnen».
Verlangt wird ferner die Schaffung eines «Ärzte-Kliniken-Kodex», der als Leitfaden fürs Zusammenspiel von ärztlichen Grundwerten und ökonomischen Aspekten dienen kann. Laut den Internisten soll in diesem Kodex eine klare Idee erfasst werden: «Die Versorgung kranker und damit auf ärztliche Hilfe angewiesener Menschen ist keine "Dienstleistung", die "Kunden" nach Bedarf "verkauft" wird.»
Nur logisch also, dass das von Petra-Maria Schumm-Draeger (Wiesbaden), Klaus Mann (München), Dirk Müller-Wieland (Wiesbaden) und Ulrich R. Fölsch (Kiel) verfasste Papier letztlich gegen das DRG-System richtet. «Das aktuelle Vergütungssystem schafft Fehlanreize, sodass sich die Indikationsstellung nicht selten am betriebswirtschaftlichen Vergütungssystem der Fallpauschalen, den DRGs orientiert.»
Für die Spitaldirektionen bestehe der Anreiz, «der Bevölkerung vor allem die medizinischen Leistungen anzubieten, mit denen Gewinn erwirtschaftet werden kann. Die kurz- und mittelfristigen Folgen für die Patienten und das Gesundheitssystem sind dramatisch: Gut honorierte, insbesondere chirurgische und interventionelle medizinische Massnahmen werden ausgeweitet, hingegen nicht-invasive Gebiete und die "sprechende" Medizin in den Kliniken weiter reduziert.»