Das Zürcher Unispital ist fest in Frauenhand

Am Universitätsspital Zürich (USZ) arbeiten über 70 Prozent Frauen. Auch sind mehr als die Hälfte der Führungskräfte weiblich. Einzig in der Ärzteschaft sind die Frauen in der Minderheit - aber nur noch ganz knapp.

, 23. April 2017 um 21:27
image
  • universitätsspital zürich
  • spital
  • pflege
  • arbeitswelt
Mehr Patienten, mehr Erträge, mehr Gewinn: Das Universitätsspital Zürich (USZ) hat im Geschäftsjahr 2016 auf allen Ebenen zugelegt (hier). 
Dies gilt auch für das Personal: Ende 2016 beschäftigte das USZ 7'854 Angestellte, die sich 6'651 Vollzeitstellen teilen. Das sind 3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie der Jahresbericht festhält. 

100 offene Pflegestellen

Die Zunahme wird unter anderem damit begründet, dass in der Pflege zahlreiche, seit längerem vakante Stellen besetzt werden konnten. Total bietet das USZ in der Pflege 2'113 Vollzeitstellen, fast 5 Prozent mehr als im Vorjahr. 
Im Unispital arbeitet mithin jede dritte Angestellte in der Pflege. «Trotz dieser Zunahme sind aktuell über 100 Pflegestellen vakant, insbesondere in der Intensiv- und OP-Pflege», heisst es.

«Zunehmend weiblich»

Auffällig an der Personalentwicklung ist der unaufhaltsame Vormarsch der Frauen: Der Frauenanteil ist vergangenes Jahr um 0,6 Prozent auf 70,7 Prozent gestiegen. Am meisten Frauen gibt es in den administrativen Funktionen in den Medizinbereichen; sie werden zu 88 Prozent von Frauen ausgefüllt. An zweiter Stelle folgt die Pflege mit 83 Prozent Frauen.
Frauen sind am USZ auch zunehmend in den höheren Chargen anzutreffen: Von den 502 Führungskräften sind die Mehrheit Frauen: exakt 51,2 Prozent «Das USZ ist zunehmend weiblich», wird im Geschäftsbericht konstatiert. 

5 Direktorinnen

An der Spitze sind die Frauen nicht ganz so stark vertreten, aber im Vergleich zur Wirtschaft immer noch übermässig. In der 13-köpfigen Spitaldirektion unter dem Vorsitzenden Gregor Zünd sitzen 5 Frauen: Die Pflegedirektorinnen Rebecca Spirig und Katja Bruni; die Betriebsdirektorin Renate Gröger Frehner; die Immobiliendirektorin Maria Aström sowie Gabriela Senti, Direktorin Forschung und Lehre.

Mehr Kaderärztinnen

Eine traditionelle Männerbastion ist allerdings kurz davor, zu fallen: In der Ärzteschaft ist der Frauenanteil vergangenes Jahr um 2,2 Prozent auf 48,5 Prozent gestiegen. Dazu haben Mitarbeiterinnen aus allen Kaderstufen beigetragen. Freilich wird die Luft gegen oben immer dünner, wie die Anteile nach Stufen zeigen:

  • Assistenzärztinnen: 55,6 Prozent (+2,9 Prozent)
  • Oberärztinnen: 42,6 Prozent (+1,8 Prozent)
  • Leitende Ärztinnen: 20,2 Prozent (+0,5 Prozent)
  • Klinik- / Institutsdirektorinnen: 11,4 Prozent (+2,1 Prozent)

Teilzeitarbeit breitet sich aus

Mehr Frauen bedeutet auch mehr Teilzeitarbeit. Diese gilt im USZ als wichtiges Arbeitsmodell, das auch bei Kaderfunktionen gefördert wird, und wird vor allem von Frauen genutzt: 57 Prozent der Frauen arbeiten Teilzeit, hingegen nur 24 Prozent der Männer. Unter dem Strich beträgt die Teilzeitquote 47 Prozent. 
In der Pflege ist Teilzeit mit 56 Prozent sehr verbreitet. Am tiefsten ist die Teilzeitquote bei den Ärzten (28 Prozent). Dabei gilt: Je höher die Funktion, desto weniger Teilzeitarbeit. 44 Prozent der Oberärzte arbeiten Teilzeit. Auf Stufe Leitende Ärzte beträgt die Teilzeitquote noch 17 Prozent.
Von den insgesamt 502 Führungskräften arbeiten 122 in einem Teilzeitpensum, davon wiederum 92 Frauen. Das durchschnittliche Teilzeitpensum ist mit knapp 80 Prozent relativ hoch.

Die Statistik

image
Zusammensetzung des Personalbestands am USZ (Quelle: Geschäftsbericht 2016)
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Teilzeit im Spital: Flexibilität ist alles – bei der Kinderbetreuung

Teilzeitarbeit ist längst ein zentraler Faktor für Spitäler und Gesundheitsbetriebe. Mit weitreichenden Folgen.

image

HUG: Sieben Entlassungen wegen sexuellen Fehlverhaltens

Nach dem RTS-Film zu Missständen im Westschweizer Spitälern blieb eine neue #MeToo-Welle zwar aus. Das Genfer Unispital HUG zieht dennoch Konsequenzen.

image

Kleiner Trick mit Wirkung: Der Kopf-Kleber im Operationssaal

Wer im OP mitarbeitet, trägt einen bunten Kleber auf der Haube – mit Vorname und Hinweis zur Berufsgruppe. Eine deutsche Universitätsklinik schafft so mehr Klarheit und Teamgeist bei Operationen.

image

Die Ankündigung der Zürcher Spitäler bezüglich Temporärarbeit ist kontraproduktiv

Die Absprache der Zürcher Spitäler, auf Temporärarbeitende zu verzichten, ist kontraproduktiv und gefährdet die Patientensicherheit. Die Temporärarbeit ist ein bewährtes Mittel gegen den Fachkräftemangel, indem Pflegekräfte flexibel bleiben und jederzeit in den Beruf wieder einsteigen können.

image

«Unsere Pflegekräfte sollen von der Umstellung profitieren»

Glen George, der Präsident der Vereinigung Zürcher Privatkliniken, erläutert den «Temporär-Stopp» im Kanton Zürich. Es sei denkbar, «dass dieser Schritt langfristig flächendeckend umgesetzt wird.»

image

«Eine Ökonomisierung der Pflege lehnen wir ab»

Die Unia sucht Lösungen gegen die Krise in der Langzeitpflege. Ein neues «Care-Manifest» der Gewerkschaft fordert einen aktiveren Staat sowie eine direktere Einbindung der Pflegenden.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.