Das sind die teuersten Spitalbauten der Welt

Gewiss, Krankenhaus-Bauten sind aufwändig. Der Vergleich lässt aber auch ahnen: Die Schweiz baut nicht nur enorm viele neue Spitäler – sie baut auch sehr teuer.

, 13. Oktober 2016 um 06:30
image
  • neubauten
  • spital
  • gesundheitskosten
Wie teuer Spitäler sind, zeigt uns das Royal Adelaide Hospital: Mit Baukosten von 2,1 Milliarden Dollar ist es nicht nur das teuerste Spital aller Zeiten – es ist überhaupt einer der teuersten Bauten der Welt. Reihenweise stellt es Diktatoren-Protzbauten oder Rekord-Wolkenkratzer wie den Burj Khalifa (1,5 Milliarden Dollar) in den Schatten.
Dies zeigt eine Liste, welche Emporis zusammengestellt hat, eine spezialisierte Datenbank für Gebäude, Bauprojekte und Architektur-Informationen: «Die Top 20 der teuersten Krankenhäuser der Welt».
Es beginnt mit den 2,1 Milliarden für das erwähnte Spital in Südaustralien und endet mit der Medcity Gurgaon, welche 2009 in der Nähe von Neu-Delhi in Indien eröffnet wurde. Deren Baukosten beliefen sich auf 250 Millionen US-Dollar.

Signalbauten der Demokratie

Die Emporis-Arbeit bestätigt einerseits, dass Gesundheitsbauten kompliziert sind – beziehungsweise dass die Öffentlichkeit bereit ist, hier viel Geld zu investieren (wenigstens in demokratischen Staaten). Fast alle der aufgelisteten Spitäler stehen in Nordamerika, Australien oder Grossbritannien. Das zweitteuerste Kranken-Haus ist beispielsweise Nordturm des Rush Hospital in Chicago, fertiggestellt für 654 Millionen Dollar. Rang drei: das Lurie Children’s Hospital, ebenfalls in Chicago, Baupreis 605 Millionen Dollar.
Interessant wird die Sache nun, wenn man die Emporis-Liste ergänzt mit den Spitalbau-Projekten, welche in der Schweiz in letzter Zeit fertiggestellt wurden oder derzeit geplant sind. Denn das zeigt nicht nur, dass die kleine Schweiz halt gern vergessen geht, auch bei Emporis; sondern zudem, wie aufwändig die hiesigen Spitalbauten im internationalen Vergleich sind.

Die teuersten Spitäler der Welt – und der Schweiz

image
image
Was fällt auf? Erstens, dass die teuren Projekte in der Schweiz primär von der öffentlichen Hand getragen werden – während in der globalen Liste eher Privat- und Stiftungs-Kliniken mit hohen Investitionen herausragen. Das Kinderspital Zürich mit seinem Herzog&de-Meuron-Projekt passt insofern am ehesten ins internationale (angelsächsische) Muster.

«Swiss Finish» und Hochpreisinsel Schweiz

Zweitens drängt sich doch ein Verdacht auf: Es scheint einen «Swiss Finish» zu geben, eine Neigung zur teuren Perfektion vielleicht auch, welche über die Zusatzkosten der Hochpreisinsel Schweiz hinausgehen. Selbst wenn man die Verzerrungen durch den hohen Frankenkurs abrechnet und beispielsweise einen um 10 Prozent höheren Dollarkurs nimmt, so schafft es die Schweiz immer noch, zehn Spitalprojekte auf die Liste der 25 aufwändigsten Krankenhaus-Bauten zu bringen.
Wobei: Wir haben hier all die Schweizer Masterpläne nicht in den Vergleich einbezogen, welche den Um- und Neubau ganzer Komplexe beziehungsweise Strukturen bedeuten. Also zum Beispiel das Milliardenprojekt «Berthold» um das Unispital Zürich, den Masterplan Inselspital (etwa 750 Millionen Franken), die Totalerneuerung der Luzerner Kantonsspitäler oder die Entwicklungspläne für die Freiburger Spitäler oder die Walliser Spitäler.

Was auch noch fehlt

Und so entscheiden sich solche Listen eben immer auch aus der Definition heraus. Was auf der Emporis-Liste auch fehlt, ist zum Beispiel das neue «Superkrankenhaus» von Dänemark, also die Universitätsklinik von Aarhus: Sie soll bis 2019 fertiggestellt werden und wird mit 2,1 Milliarden Kronen das aufwändigste Spitalbau Nordeuropas. Umgerechnet: Das Projekt kommt auf etwa 315 Millionen Dollar zu stehen.
image
Teuerstes Projekt: New Royal Adelaide Hospital (PD)

Bau der Superlative: Das New Royal Adelaide Hospital 

Nächstes Jahr wird es eröffnet: Das New Royal Adelaide Hospital in Südaustralien beansprucht 10 Hektaren mitten in der Stadt Adelaide – und ist eines der grössten Infrastrukturprojekte, das sich Australien je geleistet hat. 
Es beschäftigt 6'000 Personen, rund 85'000 stationäre Patienten sollen dereinst jährlich behandelt werden. Hinzu kommen 400'000 ambulante Fälle. 40 Operationssäle stehen zur Verfügung, die praktischerweise alle denselben Grundriss haben, und für die Patienten gibt es ausschliesslich Einzelzimmer.

Durchroboterisierung plus Supermarkt

Die Erbauer betonen stolz diverse technische High-Lights, etwa den tiefen Energieverbrauch, die Durchroboterisierung der Logistik oder ein eigens entwickeltes Patientendossier-System.
Doch auch für die Spitalangestellten eröffnet sich hier eine neue Welt: Die Spitalstadt umfasst auch Krippen, einen Supermarkt, Restaurants, Cafés und ein Fitness-Zentrum.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Bern: 100 Millionen, um die Spitäler zu stützen

Die Kantonsregierung plant einen Finanzschirm, damit Listenspitäler im Notfall gerettet werden können.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Es kann ja nicht sein, dass die Kernkompetenz der Jungen die Administration ist»

In unserer Video-Kolumne befragt François Muller jeweils Persönlichkeiten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Michele Genoni, Präsident der FMCH.

image

Onkologie: Von diesen fünf Behandlungen wird abgeraten

Dazu gehört der Einsatz der PET für die Früherkennung von Tumorrezidiven und die prophylaktische Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit.

image

Basler Privatspitäler wollen auch günstige Darlehen vom Kanton

In Basel geht der Streit zwischen Privatspitälern und Universitätsspital weiter: Die Privatspitäler wollen künftig ebenfalls Kredite vom Kanton.

image

In zehn Tagen zügeln Babys und ihre Eltern

Die Frauenklinik des Stadtspitals Zürich zieht in den Hauptturm des Triemlispitals. Das verkürzt die Wege – was besonders in Notfällen wichtig ist.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.