Australische Problemkeime im Schweizer Unispital

Am Berner Inselspital kam es Anfang Jahr zu einer Infektionswelle mit multiresistenten Erregern. In geringerem Ausmass sind auch andere Spitäler betroffen.

, 10. August 2018 um 07:45
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Anfang Jahr traten am Berner Inselspital gehäuft multiresistente Keime auf. In der Folge gab es in zwei weiteren Spitälern der Insel-Gruppe, an anderen Berner Spitäler sowie im Wallis weitere Fälle.
Beim Erreger handelt es sich um Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA gestützt auf ein Papier des Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt. Diese VRE sind gegen das herkömmliche Vancomycin aber auch gegen andere  Antibiotika der Glykopeptid-Wirkstoffgruppe resistent.  Es soll sich gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) um denselben Bakterienstamm handeln, der in den letzten fünf bis sechs Jahren Spitalinfektionen in Australien und Neuseeland auslöste. Man vermutet deshalb, dass er aus Ozeanien eingeschleppt worden ist.
Laut BAG kam es zu über 150 Infektionen mit VRE. Nur 10 Prozent der Betroffenen hatten aber Symptome. Zu klinischen Infektionen kam es nur vereinzelt. In solchen Fällen das Mittel der Wahl: Das Antibiotikum Daptomycin.
Hygienemassnahmen sollen Abhilfe schaffen
Swissnoso warnte bereits im Frühling vor einem Anstieg von VRE-Infektionen in der Schweiz. Swissnoso und das BAG seien an der Ausarbeitung einer koordinierten Reaktion gegen die Ausbreitung, sagt BAG-Sprecher Daniel Dauwalder der Agentur Keystone-SDA. So werden Patienten nun bei Verlegungen auf VRE getestet, wenn sie zuvor mit diesem in Kontakt gekommen sind. Wenn das Testresultat zum Zeitpunkt der Verlegung noch aussteht, muss das aufnehmende Spital über das potenzielle Risiko informiert werden. VRE-Träger sind in  Einzelzimmer zu isolieren. Das Pflegepersonal muss verstärkte Hygienemassnahmen ergreifen - etwa indem beim Verlassen des Zimmers der Kittel gewechselt wird. Menschen, die in Kontakt zu einem mit VRE-infizierten Patienten standen, müssen ebenfalls getestet und wenn möglich isoliert untergebracht werden. Durch drei negative Tests in Wochenabständen kann eine Infektion ausgeschlossen werden.
Bei abwehrgeschwächten Menschen kann es durch VRE zu Infektionen kommen. Auch schwere Verläufe sind möglich.
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