Wenige Stunden bevor der Spitalverbund Appenzell Ausserhoden (Svar) den
Weggang von CEO Paola Giuliani verkündigte, verlangte die Appenzellische Ärztegesellschaft bereits personelle Konsequenzen. Und zwar am Abend zuvor an einer Versammlung.
Die Mehrheit der rund 80 anwesenden Ärztinnen und Ärzte forderte den Rücktritt von Giuliani, wie Recherchen der «Appenzeller Zeitung» zeigen. Damit wollte die Ärzteschaft ihren Unmut über die Führung des Spitals zum Ausdruck bringen. Giuliani soll unter anderem in einem Newsletter den Zuweisern die Mitschuld an den Schwierigkeiten im Spitalverbund gegeben haben.
Zuweisungsstopp als Zeichen des Protests
Zur Debatte stand sogar ein symbolischer Patienten-Zuweisungsstopp, wie die Zeitung weiter berichtet. Die Ärzte wollten vorübergehend keine Patienten mehr dem Svar überweisen.
Die Vorwürfe an die Adresse von Giuliani sind nicht neu: Regelmässig wurde ihr Führungsstil, die angeblich
fehlende Wertschätzung im Umgang mit dem Personal und die Kommunikation kritisiert. Dies alles habe einen negativen Einfluss auf das Arbeitsklima und die Fluktuation, hiess es immer wieder.
Verhältnis zwischen Ärzte und Spital ist getrübt
Verwaltungsratspräsident Andreas Zollinger sieht allerdings kein Zusammenhang zwischen der Rücktrittsforderung und der Kündigung von Giuliani, wie er der «Appenzeller Zeitung» sagt. Sie verlasse den Spitalverbund aus persönlichen und privaten Gründen. Das Gremium und auch Gesundheitsdirektor Yves Noël Balmer bedauert ihren Rückritt.
Einen allfälligen Protest mittels Zuweisungsstopp bezeichnet er zudem als «ungehörig und einer ernsthaften Ärztegesellschaft nicht würdig.»
Regierungsrat erinnert an die Verantwortung
Auch Regierungsrat Balmer verurteilt das Vorgehen der Ärztegesellschaft, wie er in einem Interview mit der Zeitung am Freitag sagt. Für ihn ziele es darauf ab, «Einzelpersonen, die sich mit viel Engagement für den Spitalverbund einsetzen, zu diskreditieren und den Spitalverbund insgesamt in einer schwierigen Phase zu destabilisieren.»
Er erinnert gleichzeitig an die Verantwortung der Ärztegesellschaft für eine intakte Gesundheitsversorgung. Der Regierungsrat erwartet schliesslich, dass die Ärzteschaft die offenbar verschiedentlich angebotenen Gespräche mit dem Svar nun annimmt.