«Physiotherapie wirkt – und spart Kosten»: Unter diesem Titel will der Verband Physioswiss das Bewusstsein dafür wecken, dass die Physiotherapie mehr ist als eine unterstützende Massnahme – sondern dass sie in der Gesundheitsversorgung eine Schlüsselrolle spielen kann und dass sie wirtschaftlich sehr bedeutsam ist. Grundlage der Aussage und Kampagne ist eine Studie, welche der Wirksamkeit der Physiotherapie nachging.
Dabei untersuchte ein Team der Berner Fachhochschule 21 Krankheitsbilder. Für diese Befunde wird in gut drei Viertel der klinischen Leitlinien Physiotherapie empfohlen – zum Beispiel bei Rückenschmerzen und Kniearthrose, aber auch nach einem Herzinfarkt.
Die Berner Studie, durchgeführt im Auftrag von Physioswiss, beachtete ferner Beschwerden wie Rückenschmerzen, Arthrose, Typ-2-Diabetes sowie diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Wie trägt Physiotherapie da zu Prävention und Behandlung bei?
Die Literaturstudie berücksichtigte einerseits gewichtige Krankheiten in der Schweiz, (gemessen in DALY, disability-adjusted life years); sie überprüfte dann die jeweils gültigen klinischen Richtlinien; schliesslich suchte sie nach gesundheitsökonomischen Analyse zu den Kostenfolgen der diversen physiotherapeutischen Behandlungen.
«Unangemessene Pflege vermeiden»
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass mehr als der Hälfte der analysierten klinischen Richtlinien mindestens eine starke Empfehlung für die Physiotherapie enthalten – weil Physiotherapie die Heilung fördere oder Schmerzen lindere; weil sie die Selbstständigkeit erhalte und insgesamt die Lebensqualität verbessere.
Besonders betont wird die Wirkung der Physiotherapie bei diesen Krankheitsbildern:
- Muskuloskelettale Erkrankungen: Hier seien physiotherapeutische Interventionen besonders gut belegt und stark empfohlen.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Physiotherapie wird als zentraler Bestandteil der Rehabilitation gewertet.
- Typ-2-Diabetes: Regelmässige Bewegungstherapie und Schulung gelten als effektiv.
- Sturzprävention bei älteren Menschen: Durch gezieltes Training kann das Sturzrisiko deutlich reduziert werden.
Abgesehen von ihren therapeutischen Wirkungen soll die Physiotherapie auch eine entscheidende Rolle im Behandlungsverlauf spielen. Zur Beurteilung der Kosteneffektivität wurden vier Studien berücksichtigt (drei systematische Reviews, eine modellbasierte Studie). Sie untersuchten die Folgen bei Rückenschmerzen, Kniearthrose, Diabetes Typ 2, koronare Herzkrankheit.
Alle Studien besagten, dass die empfohlenen physiotherapeutischen Massnahmen die Gesundheit messbar verbessern, und zwar bei vertretbarem oder reduziertem Kostenaufwand.
Am ehesten wirkt Physiotherapie dank Massnahmen wie Trainingstherapie und Bewegung, ferner durch edukative und beratende Elemente. Passive Verfahren spielen hingegen eine untergeordnete Rolle.
«Diese Studie zeigt, was Physiotherapeut:innen tagtäglich leisten – und liefert evidenzbasierte Argumente für eine stärkere Rolle der Physiotherapie in der Grundversorgung», sagt die Präsidentin von Physioswiss, Mirjam Stauffer.