Physiotherapie: Neue Tarifstruktur kommt frühestens 2027

Die Reform der Tarife für physiotherapeutische Leistungen verzögert sich weiter. Der Bundesrat hat nun mehr Zeit gewährt.

, 23. Mai 2025 um 09:14
image
Grossdemonstration der Physiotherapeuten gegen den Tarifeingriff des Bundesrates, Bern, 17. November 2023  |  Bild: Physioswiss BS
Dass es bei den Verhandlungen über eine neue Tarifstruktur für physiotherapeutische Leistungen stockt, ist weitherum bekannt. Vor über zwei Jahren, Anfang 2023, verkündete der Bundesrat eine Anpassung der Tarifstruktur aus dem Jahr 2018; im folgenden Sommer veröffentlichte er dann einen Vorschlag dazu. Nach Protesten der Physiotherapeuten räumte die Regierung den Verhandlungspartnern Zeit ein, um sich endlich über eine Struktur zu einigen. Deadline: Ende Mai 2025.
Dies wurde von vielen schon damals als sportlich empfunden, zumal alle Beteiligten eine sehr umfassende Revision anstreben und nur schon über die Datengrundlage viele unterschiedliche Ansichten bestehen.
Und so baten die Tarifpartner – Physioswiss, der Spitalverband Hplus und der neue Versicherer-Verband Prioswiss – Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider jüngst um Aufschub: Die Verhandlungen sollen bis März 2026 weiterlaufen können. Der bisherige Zeitplan sah vor, dass die Struktur bis Herbst 2025 finalisiert wird.
Elisabeth Baume-Schneider beziehungsweise das EDI hat diesen Antrag nun gutgeheissen. Das bedeutet, dass die neue Tarifstruktur in der Physiotherapie frühestens ab Anfang 2027 gelten dürfte.
In der Physiotherapie wurden oder werden die Vergütungen auf drei Ebenen diskutiert:
  • Tarifstruktur im Bereich UV/MV/IV: Hier gelang im März eine Einigung der Tarifpartner Physioswiss, H+ mit der Medizinaltarif-Kommission. Ab Juli 2025 gilt eine neue Tarifstruktur. Bemerkenswert: Sie sieht den Wechsel von einem Pauschaltarif zu einem Zeitleistungstarif vor.
  • Tarifstruktur im KVG-Bereich: Hier gilt weiterhin die Tarifstruktur 312 aus dem Jahr 2018. Neue Strukturen sollen nun also bis März 2026 erarbeitet und ab 2027 umgesetzt werden.
  • Taxpunktwert-Verhandlungen: Höhere Taxpunktwerte sollten ursprünglich bis Ende 2024 ausgehandelt werden. Mit der Einkaufsgemeinschaft HSK und der Krankenkasse CSS wurde vereinbart, weiterzuverhandeln. Aber: «Bei den Verhandlungen mit Tarifsuisse AG sieht Physioswiss keine reellen Chancen für einen erfolgreichen Verhandlungsabschluss», so die Mitteilung im vergangenen Dezember. Die bei Tarifsuisse zusammengeschlossenen Kassen erfassen insgesamt knapp zwei Drittel der Versicherten.

Wie viel verdienen Physiotherapeuten wirklich? Der Stundenumsatz liegt im Schnitt bei 60 Franken – Umsatz, nicht Lohn.

  • Physiotherapie
  • physioswiss
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Präventive Physiotherapie: Neu vergütet die Krankenkasse

Ab Juli 2026 können ältere Menschen mit Sturzrisiko von Präventionsmassnahmen profitieren. Sie werden von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen.

image

Zürcher Spitalpersonal fordert vollen Teuerungsausgleich

Zürcher Spitalangestellte protestieren gegen den gekürzten Teuerungsausgleich – im Gegensatz zum übrigen Staatspersonal erhalten sie keine oder nur reduzierte Zulagen.

image

Physiotherapie soll ein Pfeiler der Versorgung sein

Eine Berner Studie zeigt, wie effektiv und sparsam gezielte Bewegungstherapie bei vielen Erkrankungen wirkt. Physioswiss will nun die Rolle der Physiotherapie stärken.

image

Physiotherapie: Viel Zustrom aus dem Ausland

Die Physiotherapie wird internationaler: 2024 wurden über 1'100 Diplome anerkannt – ein neuer Höchststand.

image

Baselbiet bremst Bürokratie – zumindest ein bisschen

Im Kanton Basel-Landschaft brauchen angestellte Gesundheitsfachpersonen ab Ende Mai 2025 keine Berufsausübungsbewilligung mehr – solange sie unter Aufsicht arbeiten.

image

Wer rechnet da zuviel oder zuwenig ab – das Physiozentrum oder das USZ?

Das Konsumentenmagazin «K-Tipp» kritisierte hohe Physiotherapie-Tarife. Doch nun stellen die Angegriffenen eine interessante Gegenfrage. Es ist ein Streit mit vielen offenen Fragen.

Vom gleichen Autor

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

image

Notfall: Warum die Bagatellgebühr verpufft – und was stattdessen nötig wäre

Kurz vor der Nationalratsdebatte warnen die Notfallmediziner vor den «Bagatellgebühr»-Ideen. Sie schlagen vier konkrete Alternativen vor.

image

SMN: Nello Castelli wechselt zu Pharmasuisse

Der Generalsekretär von Swiss Medical Network wird Leiter Public Affairs beim Apothekerverband.