Da die Physiotherapie zu Hause einen immer grösseren Stellenwert im Gesundheitssystem einnimmt, hat ein Forschungsteam eine landesweite Umfrage durchgeführt, um den Alltag und die Bedürfnisse der Fachleute in diesem Bereich besser zu verstehen. Geleitet wurde die Untersuchung von Lara de Preux-Allet, Direktorin der Hochschule für Gesundheit Wallis: Das Team wollte damit eine Datenlücke in der Schweiz schliessen und die Lage vor Ort beleuchten.
In einem anonymen Online-Fragebogen wurden die Antworten von 439 Fachpersonen aus der Physiotherapie gesammelt. Alle statteten mindestens drei Hausbesuche pro Woche ab und verfügen über mindestens ein Jahr Berufserfahrung in diesem Bereich. Zudem hatten sie im Schnitt eine lange Karriere hinter sich – mit 23,5 Jahren Berufserfahrung. Von den Befragten arbeiteten 17 Prozent ausschliesslich zu Hause, während die Mehrheit ihre Tätigkeit zwischen Praxis, Alters- und Pflegeheimen und Hausbesuchen aufteilte.
Konkrete Hindernisse
Obwohl die Mehrheit der Befragten insgesamt mit ihrer Arbeit zufrieden ist – insbesondere aufgrund der Autonomie, die sie bietet, und des direkten Nutzens für die Patienten –, weisen sie dennoch auf wichtige Herausforderungen hin:
- Eine oftmals prekäre Ergonomie der Einsatzorte, die therapeutische Massnahmen erschweren kann.
- Begrenzter Zugang zu medizinischen Informationen: Weniger als die Hälfte der Befragten (48 Prozent) verfügt über die wichtigsten Informationen, wenn sie mit der Behandlung beginnen, etwa zu Diagnosen und Kontraindikationen. Teils müssen sie sich solche Informationen selbst beschaffen oder sich auf pflegende Angehörige verlassen.
- Auch hier taucht die Erkenntnis auf, dass die Nutzung des elektronischen Patientendossiers (EPD) sehr gering ist.
- Logistische Schwierigkeiten: Staus, fehlende Parkplätze, Zugang zu Wohnungen, Koordination mit anderen Betreuern in der Wohnung – all dies sind zeitraubende Probleme, die von den befragten Physios genannt werden. Einige betonen auch die Verzögerungen bei den Kostengutsprachen oder den komplizierten Austausch mit Versicherungen.
- Die Vergütung wird als unzureichend angesehen: Reisen, Verwaltungsaufgaben und interprofessionelle Koordination werden in der aktuellen Preisgestaltung nicht ausreichend berücksichtigt. Mehrere Stimmen fordern spezifische Entschädigungen, insbesondere für Einsätze in spezialisierten Einrichtungen oder in ländlichen Gebieten.
Difficultés rencontrées dans la pratique | Source: étude citée
- Der Austausch von Best Practices unter Kollegen bleibt weitgehend informell: Nur gut zehn Prozent der Befragten gaben an, an einem strukturierten Netzwerk von Physiotherapeuten zu Hause in ihrem Kanton oder ihrer Region beteiligt zu sein.
- Schliesslich scheint der Nachwuchs noch wenig in diese spezifische Praxis integriert zu sein: Nur 17 Befragte betreuen Studenten bei ihren mobilen Tätigkeiten. Ein Drittel der Befragten ist sich unsicher, wie junge Hochschulabsolventen auf diese Art der Pflege vorbereitet werden.
Empfehlungen
Die Studie zeigt mehrere Verbesserungsmöglichkeiten auf, um die Wirksamkeit und die Anerkennung der Physiotherapie zu Hause zu stärken:
- Verbesserung des Zugangs zu Krankenakten,
- Strukturierung von branchenübergreifenden Netzwerken,
- Förderung der Digitalisierung,
- Anpassung der Gebühren, um die Realitäten vor Ort zu berücksichtigen: Anreise, Koordinierungszeit, Verwaltungsaufgaben.
Identification des besoins des professionnels | Source: étude citée
Der Kontext ist klar: Die Alterung der Bevölkerung, die Zunahme chronischer Krankheiten und die Entwicklung von Hospital at Home führen zu einer steigenden Nachfrage nach häuslicher Physio-Pflege. Die in der Studie beschriebenen Patienten sind überwiegend über 80 Jahre alt und leiden häufig an altersbedingten, neurologischen oder Muskel-Skelett-Erkrankungen.