Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

, 7. Februar 2024 um 14:48
letzte Aktualisierung: 3. Dezember 2024 um 08:42
image
Symbolbild: Medinside, erstellt mit Midjourney.
Medikamente verschreiben können Pflegefachpersonen und Ärzte gleichermassen gut. Zu diesem Schluss kommt eine Studie an der Stanford School of Medicine; dabei wurden Daten von mehr als 73’000 Allgemeinmedizinern und Pflegefachpersonen ausgewertet.
Die Forscher konzentrierten sich auf Patienten ab 65 Jahren, weil diese einen grossen Teil aller verschriebenen Medikamente erhalten; sie sind auch besonders anfällig für unerwünschte Arzneimittelwirkungen durch unsachgemässe Verschreibungen.
  • Johnny Huynh, Sahil A. Alim, David C. Chan, David M. Studdert: «Inappropriate Prescribing to Older Patients by Nurse Practitioners and Primary Care Physicians», in: «Annals of Internal Medicine», Oktober 2023.
  • doi: 10.7326/M23-0827
Dabei zeigte sich, dass es bei beiden Gruppen gleich viele unangemessene Verschreibungen gab: Sowohl bei den Ärzten wie beim Pflegepersonal (es handelte sich um Nurse Practitioners) lag die Quote bei 1,7 Mängelrezepten pro 100 ausgestellte Rezepte.
In den USA haben Pflegefachpersonen mehr Autonomie als etwa in der Schweiz oder in Deutschland. In vielen Bundesstaaten dürfen sie mit entsprechender Qualifikation und Erfahrung Medikamente ohne ärztliche Aufsicht verschreiben.
Allerdings wendet sich die Ärzteverbindung American Medical Association wie auch andere Fachorganisationen «vehement» gegen Gesetze, die es nichtärztlichem Personal ermöglichen, Medikamente zu verschreiben. Sie fürchten, dass das die Qualität der Versorgung beeinträchtige.

Auch Ärzte arbeiten nicht fehlerlos

Die Forschergruppe kam nun jedoch zu dem Schluss, dass es nicht darum gehe, wer die Medikamente verschreibt. Man müsse sich vielmehr darauf konzentrieren, die Gründe für fehlerhafte Verschreibungen zu finden – und zwar sowohl bei den Ärzten als auch beim Pflegefachpersonal.
Die Verschreibung von Medikamenten könnte unter anderem mit Überwachungssystemen für verschreibungspflichtige Medikamente verbessert werden; oder mit der besseren Einhaltung von vertrauenswürdigen Leitlinien.
Mehr Kompetenzen für Pflegefachleute werden auch in der Schweiz immer wieder diskutiert. Denn Pflege-Expertinnen – Nurse Practitioners – hätten das Zeug dazu, den Hausarztmangel ausgleichen.

  • pflege
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Neues Konzept: Wohnzimmer-Betreuung statt Spitalpflege

Die alternden Babyboomer müssten unbedingt zu Hause leben können, findet der Gesundheitsökonom Heinz Locher. Er fordert mehr Betreuung statt Pflege.

image

Das Wallis sucht seine Kantonspflegefachperson

Die Funktion der Kantons-'Nurse' gibt es inzwischen viermal in der Schweiz, in Genf wird darüber debattiert. Und das Wallis befindet sich in der Rekrutierungsphase.

image

Stephan Bachmann wird Präsident von Curaviva Basel-Stadt

Der ehemalige Direktor von Rehab Basel löst im kommenden Jahr Veronica Schaller ab.

image

Ein Jahr «Bülacher Modell»: Positive Auswirkungen auf Personal und Kosten

69 Prozent weniger Fluktuation, 1,2 Millionen Franken gespart, 90  Prozent zufriedenere Mitarbeitende: Das Spital Bülach zog eine Bilanz.

image

Pflegeoffensive in Zürich: Weniger Fluktuation, mehr Nachwuchs

Drei Jahre nach dem Start des Programms «Stärkung Pflege» zieht die Stadt Zürich Bilanz: Die Pflegeberufe seien spürbar attraktiver geworden.

image

«Keine taugliche Lösung»: Spitäler fürchten Milliardenkosten wegen Pflege-Initiative

Spitäler und Heime fordern, dass der Bundesrat die Finanzierung der Mehrkosten für die besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege klar regelt.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.