Personalmangel: Die Lage entspannt sich ein bisschen

Erstmals seit Jahren registrieren die Personalberater von Adecco bei Gesundheits-Berufen eine Verschiebung: In letzter Zeit sank das Stellenangebot – und die Zahl der Stellensuchenden stieg.

, 29. November 2024 um 04:00
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Konjunkturresistente Stellen? Nicht mehr so sehr: Bewerbungsgespräch  |  Symbolbild: Tim Gouw on Unsplash
In welchen Bereichen sucht man am verzweifeltsten nach Fachleuten?
Klarer Fall: im Gesundheitswesen. Eine neue Studie von Adecco, der grössten Personaldienstleisterin im Land, stellt dies wieder einmal klar: Danach sind die «Spezialist:innen in Gesundheitsberufen» inn allen Regionen der Schweiz die am dringendsten gefragte Gruppe. Auf den nächsten Rängen folgen Baufachleute (Bauführer:innen, Polier:innen, Produktionsleiter:innen), Elektriker sowie Ingenieursberufe.
Für seinen «Fachkräftemangel-Index» stellt Adecco jeweils die ausgeschriebenen Stellen den Stellensuchenden gegenüber – und zeigt dann die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren respektive Vorquartalen.
Die neue Auswertung – nun veröffentlicht – bringt allgemein eine gewisse Entspannung ans Licht: In der Deutschschweiz lag der der «Fachkräftemangel-Index» im dritten Quartal 2024 umd 19 Prozent tiefer als ein Jahr zuvor; in der lateinischen Schweiz sank der Wert um 15 Prozent. Damit befand sich das Niveau in beiden Sprachregionen auf einem ähnlichen Niveau wie 2022. Allerdings befindet sich der Wert immer noch über dem langfristigen Durchschnitt.
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Grafik / Quelle: Adecco
Bei den Gesundheitsfachleuten sowieso. Diese belegen in ausnahmslos allen Regionen des Landes die Spitzenposition des höchsten Mangelwerts – von der Ostschweiz bis zur Südwestschweiz. «Dennoch zeigt sich auch in dieser Berufsgruppe eine spürbare Entspannung im Vergleich zum Vorjahr», meldet Adecco weiter.
Denn erstmals seit vier Jahren sank der Index. Und so stellt die Studie auch im Gesundheitsbereich eine Abnahme des Stellenangebots und eine Zunahme der Stellensuchenden fest.

Folgen der Schieflage

«Dies ist überraschend, da der Arbeitsmarkt für Gesundheitsberufe als relativ konjunkturresistent gilt», kommentiert Heiko Mauersberger, Director Adecco Operations Medical, die Daten: «Dies lässt vermuten, dass die zahlreichen Berichte über die finanzielle Schieflage im Gesundheitswesen möglicherweise Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt für Gesundheitsspezialist:innen zeigen.»
Konkret suchen bei den Spezialisten und Spezialistinnen in Gesundheitsberufen 14 Prozent mehr Personen eine Stelle als im Vorjahr. Dagegen hat die Anzahl offener Stellen um 12 Prozent abgenommen.
In 89 Prozent der ausgeschriebenen Stellen für Gesundheitsberufe wird mindestens eine Tertiärausbildung gefordert – also ein Uni-, HF- oder FH-Abschluss –, und in den anderen 11 Prozent muss es eine Sekundar-II-Ausbildung sein.
  • arbeitswelt
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