Obwalden: Aufnahmestopp in 22 von 25 Praxen

In Obwalden und Schaffhausen lancieren Politiker neue Vorstösse, um die medizinische Grundversorgung zu retten. Im Fokus stehen Notfalldienste, Gruppenpraxen – und die Nachwuchsförderung.

, 24. Juni 2025 um 14:10
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Wo hat es hier Hausärzte? Sarnersee mit Sarnen (o.) und Sachseln (r.)  |  Bild: Carsten Steger / Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0
Im Kanton Obwalden und in Schaffhausen gibt es weitere politische Initiativen, um die Lücken in der medizinischen Grundversorgung besser zu schliessen. In Obwalden reichten Vertreter aus allen Kantonsrats-Parteien eine Motion ein, die «Massnahmen gegen den Hausärztemangel und zur Sicherung der ambulanten Notfallversorgung» verlangt. 38 Kantonsparlamentarier unterschrieben den Vorstoss – wobei der Rat insgesamt nur 55 Mitglieder hat.
Im Urschweiz-Kanton ist die Lage offenbar besonders heikel: Momentan haben 22 von 25 Grundversorgern einen Aufnahmestopp. Und dabei weist Obwalden die tiefste Hausarztdichte der Schweiz auf.
Gefordert werden also diverse Schritte zur Sicherung der Grundversorger-Praxen – wozu insbesondere auch die Entlastung der Hausärzte vom Notfalldienst gehört. Die parteiübergreifende Allianz wünscht denn auch, dass die ambulante Notfallversorgung zentralisiert und durch das Kantonsspital mit Partnern abgewickelt wird, «unter Nutzung bestehender Betriebsräume.»

5 Stellen, 950'000 Franken

Der Regierungsrat hat jetzt auch seine Antwort dazu vorgelegt – mitsamt der Rechnung, was dieser Wechsel kosten würde: «Das Kantonsspital rechnet für die Übernahme des ambulanten Notfalldiensts mit fünf Vollzeitstellen. Dies hätte Personalkosten von rund Fr. 735’000 sowie weitere Betriebskosten in der Höhe von Fr. 215’000 pro Jahr zur Folge.» Diesen Ausgaben von 950’000 Franken stünde ein geschätzter Ertrag von 615’000 Franken gegenüber. «Das Kantonsspital geht somit davon aus, dass eine jährliche Defizitgarantie durch den Kanton in der Höhe von Fr. 335’000 notwendig wäre.»
All dies sei denk- und prüfbar. Allerdings bleibe zu klären, wie das Spital die entsprechenden Stellen besetzen kann. Eine etappenweise Umsetzung sei wohl frühestens ab 2027 realistisch, so die Antwort der Regierung – und «die gesamthafte Übernahme eines durchgehenden 7-Tage-Betriebs für Praxisnotfälle frühestens ab 2029.»
Insgesamt anerkennt der Regierungsrat das Problem. Er möchte als nächstes einen Bericht zu den Problemen vorlegen – und sich nicht, wie von den Motionären gefordert, direkt an die Umsetzung machen.

Gegen «Kommerzialisierung»

In Schaffhausen wiederum reichte die SP soeben die Volksinitiative «für eine attraktive Gesundheitsversorgung» ein.
Auch sie fordert neue Massnahmen gegen den Mangel an Haus- und Kinderärzten. Im Zentrum steht am Rheinfall die Idee, dass die Stadt Schaffhausen Hürden für den Einstieg von jungen Ärztinnen und Ärzten abbauen und neue Praxen aktiv unterstützen soll.
Für die Eröffnung einer Gruppenpraxis in Schaffhausen würden etwa 1.3 Millionen Franken benötigt, rechnet die SP vor. Dies halte jüngere Ärzt:innen wegen Zinsen, Amortisationen und höherer Versicherungsleistungen von einer Praxiseröffnung ab.
Also soll die Stadt neue Praxen finanziell sowie mit Räumlichkeiten unterstützen. Die Initiative will damit auch erreichen, «dass das Gesundheitswesen nicht noch stärker kommerzialisiert wird, sondern vor allem durch lokale Gemeinschafts- oder Gruppenpraxen getragen wird und gute Arbeitsbedingungen für Haus- und Kinderärzt:innen herrschen.»
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