Schon seit Wochen war absehbar, dass der geplante Zusammenschluss des Spitals in Samedan mit dem Kantonsspital Graubünden scheitern würde. 11 Trägergemeinden in der Region hatten darüber zu entscheiden – und alle mussten zustimmen, damit das Projekt Realität wird. Doch bereits in den
ersten beiden Gemeinden stellte sich die Bevölkerung quer; das war Anfang April.
Nun folgte der letzte Streich: Zuoz als letzter Ort sagte Anfang der Woche zwar Ja. Damit votierten in allen Gemeinden knapp 56 Prozent der Stimmenden für das Fusionsprojekt. Aber am Ende waren nur 7 von 11 Gemeinden dafür. Zu wenig.
Und jetzt? Am Donnerstag folgte die Stellungnahme des Stiftungsrates. Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin will nun, dass ein Runder Tisch der Gemeindebehörden das weitere Vorgehen zur Sicherung des Spitals erarbeitet.
Die Sache eilt: Die bestehende Leistungsvereinbarung läuft Ende Dezember aus.
«Um die Zahlungsfähigkeit und den weiteren Betrieb des Spitals über diesen Zeitpunkt hinaus zu gewährleisten, muss noch im laufenden Jahr eine von allen Gemeinden getragene Lösung erarbeitet werden»,
warnt der Stiftungsrat.
Der gemeinsame Behördentisch muss nun rasch die Grundlagen für die Sicherstellung des laufenden Betriebs des Spitals nach Auslaufen der bestehenden Leistungsvereinbarung erarbeiten und das weitere Vorgehen definieren.
6 Millionen mehr Förderbeiträge?
Es geht also darum, Zeit zu gewinnen, um später dann auch die längerfristige Zukunft des Spitals aufgleisen zu können. Kritisch ist dabei, dass der Kanton nicht einfach eingreifen und notfalls das Spital stützen kann: Wie der zuständige Regierungsrat Peter Peyer gegenüber dem SRF-«Regionaljournal» sagte, fehlen dafür die gesetzlichen Grundlagen. Möglich sei höchstens, die Trägergemeinden zu verpflichten, das Spital vorerst offen zu halten, sofern es systemrelevant ist.
Zumindest auf dem Papier liegt eine längerfristige Lösung bereits vor. Die Leitung der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin hatte im Herbst 2024
diverse Szenarien ausarbeiten lassen. Als Alternative zur (nun gescheiterten) Fusion mit dem KSGR entwickelte sie auch die Variante «Status Quo+»: Dabei würde das Spital Samedan seine Kooperationen mit den anderen Akutspitälern der Region und mit dem Kantonsspital in Chur intensivieren. Das Leistungsangebot wäre unverändert, allerdings würde der Ressourceneinsatz intensiver auf die saisonalen Schwankungen abgestimmt. Zugleich wären die Trägergemeinden des Oberengadins gefordert, die Finanzierung mit einer neuen Vereinbarung ab 2026 sicherstellen.
Der Stiftungsrat warnte allerdings: Bei diesem Weg würden die finanziellen Risiken weiter steigen. «Um das Spital bei Weiterführung der Selbständigkeit wirtschaftlich abzusichern, müssten die bisherigen jährlichen Betriebsbeiträge der Gemeinden von aktuell 2.75 Mio. Franken voraussichtlich auf mindestens 8.75 Mio. Franken erhöht werden», hiess es im Bericht.
- Zum Thema: Spitalpolitik braucht mehr Differenzierung. Schliesst kleine Spitäler! Diese Forderung wird lauter. Doch am Beispiel des Oberengadins zeigt sich, dass es nicht um «klein» oder «gross» geht, sondern um einen weitsichtigen Aufbau von Erfolgsvoraussetzungen. Ein Kommentar von HSG-Professor Johannes Rüegg-Stürm.