Das Kantonsspital Baselland (KSBL) bricht das Projekt mit philippinischen Pflegefachkräften ab. Cornelius-Monroe Huber, Projektverantwortlicher am Spital, bestätigte gegenüber dem
«SRF Regionaljournal Basel Baselland»: «Wir haben gemerkt, dass dieses Modell weder tragfähig noch wirtschaftlich ist.» Damit endet die Initiative endgültig.
Daniel Simon, Präsident des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) beider Basel, berichtete damals in der TV-Sendung «Schweiz aktuell», dass Rückmeldungen der einheimischen Pflegefachkräfte kritisch bis ablehnend ausgefallen seien. Der zusätzliche Aufwand für die Einarbeitung belaste das ohnehin stark geforderte Personal. Besonders sprachliche Barrieren, Patientendokumentation und die Nutzung der Informatiksysteme stellten grosse Herausforderungen dar.
Fachkräftemangel
Seit Frühjahr 2024 hatten sieben philippinische Pflegekräfte im KSBL gearbeitet. Möglich gemacht wurde ihr Einsatz durch das bilaterale Stagiaires-Abkommen zwischen der Schweiz und den Philippinen, das jungen Fachkräften Auslandserfahrung ermöglicht. Mit dem Projekt wollte das KSBL das angestammte Personal entlasten und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Trotz des Wunsches, in der Schweiz zu bleiben, mussten alle Fachkräfte wie ursprünglich vereinbart in die Philippinen zurückkehren. Die Ernüchterung bei den Betroffenen ist entsprechend gross.
Edmund Montejo, einer der Pflegekräfte, beschreibt seine Zeit in der Schweiz als herausfordernd: «Wir sind vielleicht nicht die Antwort auf den Personalmangel, aber wir haben stets versucht, allen gerecht zu werden», sagt er gegenüber «SRF». Montejo war als einziger der vier philippinischen Fachkräfte zum Diplomierten aufgestiegen.
Erfolgreicheres Modell am KSA
Anders verläuft die Rekrutierung ausländischer Pflegefachkräfte am Kantonsspital Aarau (KSA). Bereits 2020 führte das KSA in Italien ein Pflegecasting durch.
Drei Jahre später sind von den 32 rekrutierten Fachkräften noch 22 am KSA tätig – gut zwei Drittel. Zehn Personen sind ausgeschieden, einige arbeiten mittlerweile in anderen Schweizer Spitälern. «Wir konnten so einen Teil unserer offenen Stellen besetzen», erklärte Mediensprecherin Isabelle Barton gegenüber der
«Aargauer Zeitung».
Für den Erfolg sei ein umfassendes Onboarding entscheidend, ebenso wie die soziale Integration und das Einleben im Team. Administrative Hürden wie Arbeitsbewilligung oder Anmeldung auf der Gemeinde stellten hingegen kein Problem dar.
«Wertvolle Erfahrung»
Auch wenn das Projekt am Kantonsspital Baselland nicht fortgeführt wird, zieht KSBL-Mediensprecher Dominik Werner auch eine positive Bilanz: «Das 18-monatige Pilotprojekt mit den Pflegefachpersonen aus den Philippinen war für uns insgesamt eine wertvolle Erfahrung. Wir haben gesehen, dass die Philippinischen Fachkräfte eine fundierte Ausbildung mitbringen und fachlich sehr kompetent sind. Sie haben sich gut integriert und wurden von Patientinnen und Patienten geschätzt.»
- Bis 2040 werden gemäss einer Studie der Wirtschaftsprüfungsfirma PWC rund 40’000 Pflegekräfte in der Schweiz fehlen. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) prognostiziert bis 2029 eine Zunahme des Personalbedarfs von 14 Prozent in den Spitälern, 19 Prozent bei der Spitex und 26 Prozent in den Alters- und Pflegeheimen.
- Die Schweiz wird den Bedarf mit Personen aus der EU kaum decken: Fachkräfte fehlen auch dort. Die EU-Kommission geht davon aus, dass bis 2030 in der EU etwa sieben Millionen Stellen für Fachkräfte im Gesundheitswesen offenbleiben.
Internationaler Vergleich
Im internationalen Vergleich zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse: Deutschland hat im vergangenen Sommer sein Einwanderungsgesetz für Fachkräfte reformiert und wirbt nun weltweit um Pflegekräfte. An der Berliner Charité arbeiten mehr als 100 philippinische Pflegekräfte; am Universitätsklinikum Bonn sind es rund 300.