Mehr Medizin-Studienplätze = bessere ärztliche Versorgung

Wo es Studienplätze gibt, siedeln sich mehr Ärzte an: Das zeigen Daten aus Deutschland. Der sogenannte Klebeeffekt könnte zum Argument für Investitionen in Medizin-Fakultäten werden.

, 27. August 2025 um 04:35
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Bild: Mikael Kristenson / Unsplash
Das Land steuert auf einen schwerwiegenden Ärztemangel zu; zugleich gibt es zu wenig Medizin-Studienplätze – und tausende Abiturienten müssen auf ihren Arzt-Wunsch verzichten: Diesen Dreisatz kennen wir. Er funktioniert in der Schweiz wie in Deutschland.
Die Hochschulen wiederum – respektive die Kantone und die Bundesländer – zögern, bei den teuren Medizinstudienplätzen auszubauen und zu erweitern.
In der Debatte gäbe es wohl einen weiteren Aspekt zu berücksichtigen: den Klebeeffekt. Er besagt, dass sich die Studienabgänger später überdurchschnittlich häufig in der Region ihres Studiums ansiedeln.
  • Centrum für Hochschulentwicklung: «Medizinstudienplätze in den deutschen Bundesländern», Datencheck 08/2025, August 2025.
Frisch untermauert wird die These durch eine Auswertung, die das Centrum für Hochschulentwicklung in Deutschland veröffentlicht hat. Die Datenanalytiker des Think Tank stellten das Angebot der Medizinstudienplätze ins Verhältnis zur Ärztedichte. So bieten etwa Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland pro 100’000 Einwohner am meisten Plätze an, gefolgt von Sachsen-Anhalt. Bremen und Brandenburg wiederum haben an ihren staatlichen Hochschulen derzeit noch überhaupt keine Möglichkeit zum Medizinstudium.
Die Daten zeigen, dass es eine Korrelation gibt. Nicht nur in den Metropolen zeigen sich Überschneidungen – sondern beispielsweise hat auch die Umgebung von klassischen Medizin-Unistädten wie Heidelberg, Freiburg und Lübeck jeweils eine deutlich höhere Medizinerdichte als vergleichbar strukturierte Gegenden.
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Vergleich: Ärztedichte und Lage der Medizinstudium-Hochschulen in Deutschland | Quelle: CHE
Die Einrichtung von Medizinstudienplätzen wäre «insbesondere in Regionen, wo es bisher keine gibt, lohnenswert», kommentiert CHE-Analyst Cort-Denis Hachmeister die Ergebnisse: «Zumindest scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Medizin-Standorten und einer höheren Ärztedichte in der Region zu geben. Regionen mit Ärztemangel sollten dies zur Motivation nehmen, über die Ansiedlung einer medizinischen Fakultät nachzudenken.»

Eine Stadt plant eine Medizin-Fakultät

Ein aktuelles Beispiel für solche Überlegungen findet sich übrigens ebenfalls in Deutschland: Die Stadt Oldenburg und der dazugehörige Landkreis planen, einen eigenen Medizinstudiengang aufzubauen – zu jährlichen Kosten von etwa 8 Millionen Euro. 2027 könnten die ersten Studenten das kommunale Medizin-Ausbildungsprogramm aufnehmen.
«Bereits jetzt fehlen in vielen Kommunen Ärztinnen und Ärzte. Deshalb engagiert sich der Landkreis Osnabrück seit vielen Jahren, um etwa die Gründung von Hausarztpraxen zu unterstützen», erklärte Landrätin Anna Kebschull zu den Plänen: «Eine medizinische Hochschule sehen wir als weiteren, wesentlichen Schritt, um junge Menschen aus und für die Region zu gewinnen, sich hier langfristig als Hausärztinnen und Hausärzte niederzulassen oder in unseren Kliniken tätig zu werden. Die medizinische Versorgung insbesondere im ländlichen Raum sicherzustellen, ist zentral für die Zukunft unserer Region.»
Stadt und Landkreis Oldenburg in Niedersachsen haben zusammen etwa 300'000 Einwohner.



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