Medizinstudium: Eignungstest schlägt Schulnoten

Eine deutsche Studie zeigt: Wer beim Eignungstest gut abschneidet, hat auch im Medizinstudium bessere Leistungen. Swissuniversities sieht darin eine Bestätigung für das Schweizer Auswahlverfahren.

, 15. Oktober 2025 um 14:02
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Lässt sich schon vor Studienbeginn erkennen, wer später erfolgreich Medizin studiert? Bild: Christoph Stulz | USZ.
Wie gut jemand für das Medizinstudium geeignet ist, lässt sich offenbar schon vor Studienbeginn erstaunlich genau vorhersagen.
Forschende aus Heidelberg, Hamburg und Bonn haben rund 5’500 Personen über mehrere Jahre begleitet, die den deutschen Test für Medizinische Studiengänge (TMS) oder den Hamburger Naturwissenschaftstest (HAM-Nat) zwischen 2017 und 2022 abgelegt hatten.
  • Jaehn, M., Hissbach, J., Frickhoeffer, M. et al.: «Predictive validity of admission tests and educational attainment on preclinical academic performance – a multisite study», in: «BMC Medical Education», September 2025. DOI: 10.1186/s12909-025-07974-2
Das Ergebnis: Beide Tests sagen den späteren Studienerfolg zuverlässiger voraus als die Abiturnote. Bis zu 30 Prozent der Ursachen, warum eine Person besser abschneidet als eine andere, könnten somit «bereits vor Studienbeginn» erklärt werden, sagt Studienautor Malvin Jähn von der Universität Heidelberg.
«Gute und wissenschaftlich fundierte Vergabeverfahren für Medizinstudienplätze sind essenziell für die flächendeckende medizinische Versorgung», so Jähn. Nur wenn die Studienplätze an jene vergeben werden, «die künftig die mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich studieren» und später engagiert als Ärztinnen und Ärzte tätig sind, könne der langfristige Bedarf an medizinischem Personal gedeckt werden.

Auswahlverfahren in Deutschland

In Deutschland werden 30 Prozent der Plätze über die besten Abiturnoten vergeben, 60 Prozent über das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) und 10 Prozent über eine zusätzliche Eignungsquote. Während die meisten Fakultäten auf den TMS setzen, nutzen Hamburg und Magdeburg den naturwissenschaftlich orientierten HAM-Nat.
Der TMS prüft medizinisch-kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnisleistung, Mustererkennung oder räumliches Denken; der HAM-Nat testet naturwissenschaftliches Wissen in Biologie, Chemie, Physik und Mathematik.
Auf Anfrage von Medinside erklärt Swissuniversities, die Studienergebnisse seien «zur Kenntnis genommen» worden – eine direkte Übertragung auf die Schweiz sei jedoch nur bedingt möglich. Anders als in Deutschland spielen hierzulande Maturanoten bei der Zulassung keine Rolle.
Die deutsche Studie bestätige aber, dass Eignungstests wie der EMS (Eignungstest für das Medizinstudium Schweiz) die Studierfähigkeit gut vorhersagen. «Der Studienerfolg ist in der Medizin an den Hochschulen, die den EMS anwenden, sehr hoch», so Swissuniversities. Eine kürzlich veröffentlichte Schweizer Untersuchung zu Studienerfolg und Studienabbruch an Hochschulen stütze diese Einschätzung.

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