Hypertonie: Falsche Bilder = falsche Behandlung

Im Netz und in den Medien wimmelt es von falschen Darstellungen zur Blutdruckmessung. Dabei bräuchte gesunde Aufklärung Genauigkeit.

, 28. Oktober 2025 um 05:10
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So? Oder so nicht? Blutdruckmessung in Agenturfotos.
Wer den Blutdruck falsch misst, erhält auch einen ungenauen Eindruck des Zustands. Und am Ende droht Unter- oder Überbehandlung.
Andererseits sollten viele Patienten autonom den Blutdruck selber messen können.
Es wäre also wichtig, dass möglichst viele Menschen ein korrektes Bild davon haben, wie man diese medizinische Basismassnahme durchführt. Aber das ist gar nicht so einfach.
Dies zeigt eine neue Studie, die untersuchte, wie häufig die gängigen Medien-Fotografien korrekt zeigen, wie man Blutdruck misst. Ein Team um die Kardiologin Aletta E. Schutte von der Universität Sydney stellte tausende Medienbilder zum Thema Richtlinien des International Consensus on Standardized Clinic Blood Pressure Measurement gegenüber.
  • Leopold Ndemnge Aminde, Fakir M. Amirul Islam, Victoria E. Cheng, Christina Saad, Yanni Li, Aletta E. Schutte: «Poor Accuracy of Blood Pressure Measurement Images Online: Implications for Public Health Education», in: «Hypertension» / AHA ASA Journals, September 2025.
  • DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.125.250
Der Titel der Untersuchung besagt schon fast alles: «Poor Accuracy of Blood Pressure Measurement Images Online» – «Ungenaue Bilder von Blutdruckmessungen im Internet: Auswirkungen auf die Gesundheitserziehung».
Die Autoren nahmen die Auswahl von 11 führenden Online-Stock-Foto-Anbietern (etwa Shutterstock, Getty Images oder Flickr) und analysierten dort wiederum je 100 Bilder, welche eine Blutdruck-Messung darstellten. Danach beurteilten zwei Experten jedes Foto danach, ob es den Richtlinien entspricht: Ist der Rücken der abgebildeten Person gestützt? Ruht der ganze Unterarm auf einer ebenen Fläche? Ist das Mid-Arm-Segment auf Herzhöhe? Wurde die Manschette richtig angelegt? Oder liegt sie gar über der Kleidung?
Die zentrale Erkenntnis: nur etwa 14 Prozent der Bilder (also etwa 1 von 7) entsprachen allen Kriterien der internationalen Leitlinien.

Bitte darauf achten!

Häufigste Fehler waren, dass der Rücken nicht gestützt ist (bei 73 Prozent der Bilder), dass der Unterarm nicht auf einer ebenen Fläche ruht (55 Prozent), dass ein manuelles Gerät statt eines elektrischen Oberarm-Geräts verwendet wird (52 Prozent); oder dass die Füsse nicht flach auf dem Boden sind (36 Prozent).
Etwa zwei Drittel der Bilder (63 Prozent) zeigten ein klinisches Setting, ein Drittel (37 Prozent) stellten Messungen im privaten Bereich dar.
Interessanter präsentierten die Bilder in der klinischen Umgebung seltener eine korrekte Darstellung. Oder anders: Fotografien, in denen Patienten ihre Blutdruckmessung selbst durchführten, erschienen deutlich eher korrekt als solche, in denen Gesundheitsprofis die Messung durchführen.
Insgesamt scheinen die visuellen Medien weit davon entfernt, wie man Messungen richtig durchführt. Und so lautet eine 'Conclusion' der Autoren: Organisationen, Medien, Stock-Foto-Anbieter, Ärztegesellschaften oder Gesundheitsämter sollten bewusster darauf achten, ob die von ihnen bereitgestellten Bilder korrekt sind.

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