Eine internationale Studie, die vom Universitätsspital Genf und der Universität Genf koordiniert wurde, legt den Grundstein für neue Richtlinien für die Behandlung des hepatozellulären Karzinoms. Ziel ist es, die beste Strategie für eine vollständige Remission des Leberkrebses durch eine Kombination aus Immuntherapie und anschliessender Lebertransplantation zu finden.
Das hepatozelluläre Karzinom, die häufigste Form von Leberkrebs, betrifft in der Schweiz jährlich 960 neue Personen; 720 Patienten sterben jährlich daran, wie das Bundesamt für Statistik errechnete. Es handelt sich dabei um die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache im Land.
Derzeit gibt es zwei Haupt-Behandlungsmöglichkeiten: die Immuntherapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) sowie die Lebertransplantation. Die ICI, die das Immunsystem anregt, den Tumor zu bekämpfen, zeigt besonders vielversprechende Ergebnisse und führt in einigen Fällen zu einem vollständigen Verschwinden der Tumore. Dieser Ansatz wird daher zunehmend als Erstlinientherapie für das fortgeschrittene hepatozelluläre Karzinom anerkannt.
Kombinierter Ansatz zur totalen Remission
Die ICI allein bietet jedoch nicht immer eine dauerhafte Lösung: Wenn die Behandlung abgebrochen wird, kann der Krebs wiederkehren. Daher die Idee, die Immuntherapie mit einer Lebertransplantation zu kombinieren. «Die Idee ist, die Immuntherapie mit einer Lebertransplantation zu kombinieren, d.h. den Menschen, die eine ICI erhalten haben, eine neue Leber zu transplantieren. Auf diese Weise können sie potenziell ihren Krebs und die zugrunde liegenden Lebererkrankungen loswerden»,
erklärt Beat Moeckli, Oberarzt in der Abteilung für Viszeralchirurgie des Universitätsspitals Genf und Erstautor der Studie.
Das richtige therapeutische Fenster finden
Eines der Haupt-Hindernisse bleibt jedoch das erhöhte Risiko einer Transplantatabstossung bei Patienten, die eine Immuntherapie erhalten haben. Die Herausforderung besteht darin, ein optimales Intervall zwischen dem Absetzen der ICI und der Transplantation zu finden, um dieses Risiko zu minimieren und gleichzeitig ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.
Die retrospektive Studie, an der 119 Patienten mit hepatozellulärem Karzinom aus 29 Spitälern in Europa, Asien und Amerika teilnahmen, konzentrierte sich auf die Inzidenz von Transplantatabstossung, Transplantatverlust und Rezidiven nach der Transplantation.
Die Ergebnisse zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Intervall von Immuntherapie und Transplantation und dem Risiko einer Abstossung:
- Weniger als 30 Tage: Das Risiko einer Ablehnung steigt um den Faktor 2,13.
- Zwischen 30 und 50 Tagen: Das Risiko steigt um 9,54.
- Nach 50 Tagen: Die Ablehnungsquote ist deutlich geringer.
Die Schlussfolgerung: 50 Tage scheinen das optimale Intervall zwischen der ICI und der Transplantation zu sein. «Bei weniger als 50 Tagen ist das Risiko einer Abstossung zu hoch, bei mehr als 50 Tagen kann die Krankheit fortschreiten», erklärt Christian Toso, Chefarzt der Abteilung für Viszeralchirurgie am Universitätsspital Genf.
Toso und sein Team haben das HUG bereits zu einem zentralen Zentrum für die Erforschung des hepatozellulären Karzinoms gemacht, insbesondere durch die Optimierung der Eignungskriterien für eine Transplantation und die Entwicklung von Modellen, die Biomarker und Gesamttumorvolumen integrieren, um die Patienten besser auszuwählen und das Rückfallrisiko zu verringern.
Die neue Studie könnte langfristig die Entwicklung neuer internationaler Empfehlungen für die Behandlung von Leberkrebs leiten.