Langenthal verliert Geburtshilfe – SoH werben um werdende Mütter

Im Oktober schliesst das Spital Langenthal seine Geburtenabteilung – 15 Hebammen verlieren ihre Stelle. Die Solothurner Spitäler werben kurz vor der Schliessung im Oberaargau für ihre Geburtshilfe und sorgen damit für Kritik.

, 16. September 2025 um 07:06
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Symbolbild: >Unsplash
Im Juli gab das Spital Langenthal, Teil der Spital Region Oberaargau (SRO), bekannt, seine Geburtenabteilung per 1. Oktober 2025 zu schliessen. Künftig sollen Geburten ausschliesslich am Standort Burgdorf der Spital Emmental AG stattfinden. 15 Hebammen verlieren in Langenthal ihre Stelle.
Kurz vor der Schliessung, nutzen nun die Solothurner Spitäler die Gunst der Stunde: Mit Plakaten im gesamten Oberaargau werben sie für ihre Geburtshilfe in Solothurn und Olten.
«Unsere Frauenklinik, immer nah» oder «Unsere Hebammen, immer nah» ist darauf zu lesen, wie das «SRF Regionaljournal Aargau Solothurn» berichtet. Im Oberaargau sorgt das für Kritik.
«Zuerst bin ich erschrocken. Für mich ist es gleichzeitig stossend. In Langenthal hat man keine Lösungen für Familien gefunden, an anderen Orten wirbt man mit Geld dafür», sagt Ursina Tschannen, Hebamme am Spital Langenthal, gegenüber «SRF».

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So sieht das Plakat der Solothurner Spitäler aus. Bild: Screenshot/SRF
Der Widerstand gegenüber der Schliessung in Langenthal bleibt nach wie vor gross: Vergangene Woche wurde eine Petition für den Erhalt der Geburtenabteilung mit 15'000 Unterschriften eingereicht. Das soll vor allem ein Zeichen sein, denn der Entscheid ist laut SRO-Direktion definitiv, schreibt das «Regionalradio Neo».

Spital in Gefahr?

Viele befürchten, dass mit dem Ende der Geburtshilfe langfristig auch das gesamte Spital Langenthal bedroht sein könnte – ein Szenario, das nicht unrealistisch ist. Nicht selten beginnt der Abbau in der Geburtshilfe und weitet sich dann auf andere Bereiche aus. So wurde etwa 2002 die Geburtenabteilung in Meiringen trotz massiven Widerstands geschlossen; fünf Jahre später folgte die komplette Schliessung des Spitals. In Zweisimmen entfiel 2015 die Geburtshilfe, kurz darauf eröffnete das Geburtshaus Maternité Alpine, während die chirurgischen Angebote nach und nach reduziert werden.
In Riggisberg gibt es seit 2013 keine Geburtshilfe mehr, und seit Juni wird auch die Chirurgie zurückgefahren – operative Eingriffe finden nur noch vier Tage pro Woche statt. In Münsingen wurden 2021 die letzten Geburten verzeichnet; 2023 folgte die vollständige Schliessung, mit der Aussicht auf ein Gesundheitszentrum.
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