Landarztquote: Bis zu 250'000 Euro Strafe für abtrünnige Hausärzte

Mit der Landarztquote werden in Deutschland Studienplätze an jene vergeben, die für ein reguläres Medizinstudium zu schlecht sind – mit der Auflage, später mindestens zehn Jahre in unterversorgten Regionen zu arbeiten.

, 10. September 2025 um 05:17
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Landarzt Thomas Assmann im ZDF-Beitrag: Er fürchtet, seine Praxis nur durch einen 'cold checkout' aufgeben zu können. Bild: Screenshot/ZDF
Deutschlands Hausärzte stehen vor einer grossen Lücke: Rund 40 Prozent sind 60 Jahre oder älter, fast jeder fünfte sogar über 65. Vor allem in ländlichen Regionen droht deshalb ein dramatischer Engpass in der medizinischen Versorgung.
Um gegenzusteuern, führte Nordrhein-Westfalen 2019 als erstes Bundesland die «Landarztquote» ein. Studierende, die für ein reguläres Medizinstudium zu schlechte Noten haben, bekommen die Chance auf einen Studienplatz – unter der Bedingung, später mindestens zehn Jahre in einer unterversorgten Region zu praktizieren.

Bis zu 250'000 Euro Busse

Bei einem Verstoss gegen die Vereinbarung droht eine Strafzahlung von bis zu 250'000 Euro. Die ersten Absolventen sollen noch in diesem Jahr in der ambulanten Versorgung starten. Inzwischen haben zehn weitere Bundesländer ähnliche Modelle eingeführt.
Die Landarztquote allein löst das Problem jedoch nicht: Die Zahl der Medizin-Studienplätze bleibt unverändert, lediglich ein Teil der Absolventen wird für Landpraxen eingeplant. Laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung fehlen in Deutschland bis 2040 rund 50'000 Mediziner.
Um den Nachwuchs zusätzlich zu motivieren, bieten verschiedene Bundesländer finanzielle Anreize. Mecklenburg-Vorpommern etwa zahlt bis zu 125'000 Euro, wenn Hausärzte eine Praxis in einer unterversorgten Region eröffnen. Auch Weiterbildungen und Praxisübernahmen werden durch spezielle Förderprogramme unterstützt.

«ZDF heute»: Trotz Anreiz: Warum es an Ärzten fehlt


  • Deutschland verliert seine Hausärzte – ein Blick über die Grenze. Ein Viertel der deutschen Hausärzte plant den Berufsausstieg in den nächsten Jahren. Hauptgründe: zu viel Arbeitszeit, zu wenig Zeit für Patienten, zu viel Bürokratie. Eine Umfrage zeigt nun Wege aus der Krise.
  • Es braucht mehr Ärzte, die vom Land kommen. Wie bringt man mehr Hausärzte in ländliche Regionen? Ganz einfach: Indem man Menschen zu Ärzten macht, die in einem Dorf aufgewachsen sind.

  • grundversorgung
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