Knall bei den Kassen: 13 Versicherer verlassen Santésuisse und Curafutura

Die grössten Krankenversicherer wollen mit einem neuen Verband eine gemeinsame Stimme schaffen.

, 20. Juni 2024 um 12:42
image
Suchen Einheitlichkeit: Thomas Boyer (CEO Groupe Mutuel), Thomas Harnischberg (CEO KPT)  |  Bilder: PD
Die Krankenversicherungsbranche soll wieder mit einer Stimme sprechen. Assura, Atupri, Concordia, CSS, EGK, Groupe Mutuel, Helsana, KPT, ÖKK, Sanitas, Swica, Sympany und Visana haben beschlossen, einen neuen Verband zu gründen.
Die Organisation wird Anfang 2025 starten. Die beteiligten Unternehmen werden ihre Mitgliedschaften bei Santésuisse beziehungsweise Curafutura beenden.
Oder anders: Santésuisse und Curafutura sind in den Grundfesten bedroht. Denn die 13 Gründungsmitglieder des neuen Verbandes vertreten heute über 90 Prozent der Grundversicherten der Schweiz. Der Beitritt stehe weiteren Krankenversicherern offen, heisst es in einem Communiqué, das die KPT publizierte.
Zweck der neuen Organisation sei es, die Krankenversicherer zu einen und ihre Interessen auf eine ausgewogene und breite Basis zu stellen. Durch das gemeinsame Auftreten werde die politische Schlagkraft sowie die Glaubwürdigkeit der Branche erhöht.
Und schliesslich heisst es: «Dies bietet auch spannende Perspektiven für Mitarbeitende der beiden heutigen Verbände.»
Ganz überraschend ist die Entwicklung nicht. Im November 2023 verliess die KPT den Verband Curafutura, den sie zehn Jahre zuvor mit CSS, Helsana und Sanitas mitgegründet hatte. KPT-Chef Thomas Harnischberg machte dabei klar, dass er sich mehr Gespräche und gemeinsame Ziele in der Branche wünschte. «Es wäre zentral, dass die Krankenkassen mit einer starken Stimme sprechen», sagte Harnischberg zu Medinside: «Sie können davon ausgehen, dass in diese Richtung gedacht wird.»
Zuletzt zeigte es sich wieder in der Debatte um die Einführung eines neuen ambulanten Tarifs, dass sich die Kassen – respektive ihre beiden Verbände – eher blockieren als ergänzen.
Die Ärzteverbindung FMH bezeichnet die Neugründung denn auch als «Chance, gemeinsam mit einem neuen Partner und damit der geeinten Stimme der Krankenversicherer konstruktive Lösungen zu finden. Insbesondere im zerstrittenen Bereich der Tarife könnte ein unbelasteter Neustart ein grosser Vorteil sein.»
Santésuisse-Direktorin Verena Nold äusserte sich gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA positiv über die Entwicklung: Zwei Verbände seien im Politikbereich nie zielführend gewesen. Santésuisse werde nun nicht verschwinden – man werde lediglich die Sparte Kommunikation und Politik mit dem neuen Verband teilen.
Fortgeführt würden aber Santésuisse -Tätigkeitsbereiche wie die Ausbildung von KV-Lernenden bei Krankenkassen und Sozialversicherungen, Spezialkurse, die Statistiktochter Sasis, die Produktion von Versichertenkarten oder die Rechnungskontrolle für schwere Fälle.
In einer ersten Reaktion meldet Curafutura, dass der Verband bis zum Start des neuen Verbandes seine Aufgaben weiter wahrnehmen wird – etwa im Rahmen der Tardoc-Erarbeitung oder im Abstimmungskampf über Efas.
  • versicherer
  • Santesuisse
  • Curafutura
  • KPT
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Ehemaliger Sympany-CEO an der Spitze von Eskamed

Michael Willer hat die Leitung von Eskamed übernommen. Das Basler Unternehmen hat sich auf die Qualitätssicherung in der Komplementär- und Präventivmedizin spezialisiert.

image
Gastbeitrag von Guido Schommer

Aufsichts-Populismus: Wer schützt die Versicherten vor der Finma?

Die Aufsichtsbehörde will den Zusatzversicherungsmarkt noch mehr regulieren. Den Versicherten hilft das nicht, im Gegenteil: Spitäler geraten unter Druck, die Spitalwahl wird eingeschränkt, die Versorgung leidet.

image

«Nur in Genf und der Waadt haben wir noch Probleme»

Die Finma genehmigt keine neuen Produkte der Krankenzusatzversicherer, solange nicht alle Transparenzanforderungen erfüllt sind – und solange sich die Ärztegesellschaften am Genfersee querstellen.

image

Prio.Swiss hält gar nichts von höheren Senioren-Prämien

Keine Abkehr vom Solidaritätsprinzip: Der neue Krankenkassenverband findet höhere Prämien für alte Menschen ungerecht – und eine unnötige Verkomplizierung.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Beenden wir die Zwangsehe der Tarifpartner

Regulierung und Bürokratie treiben die Gesundheitskosten in die Höhe – ohne Mehrwert für die Bevölkerung. Vertragszwang, Zwangsgemeinschaft der Tarifpartner, Territorialitätsprinzip: Wir sollten solche alten Zöpfe abschneiden.

image

Swica baut ab: 30 Stellen und drei Regionaldirektionen

Die Winterthurer Krankenkasse Swica spart 50 Millionen Franken Verwaltungskosten und streicht drei Regionaldirektionen.

Vom gleichen Autor

image

LUKS holt Verwaltungsrätin vom Spital Männedorf

Ursula Heussi folgt auf Cornelia Gehrig. Drei Verwaltungsratssitze sind in der Kantonsspital-Gruppe weiterhin vakant.

image

Pflege, Physio, Hebammen: Bewilligungspflicht steht landesweit zur Debatte

Der Versuch, kurzerhand «Berufsausübungsbewilligungen für alle» zu fordern, ist gescheitert. Ein Zürcher Gutachten und ein Schwyzer Urteil bringen nun auch andere Kantone ins Grübeln.

image

Chirurgie in Zweisimmen: Es fehlt an Fällen und Ärzten

Am Spital Zweisimmen wird der Operationsbetrieb am Wochenende eingestellt. Chefarzt-Stellvertreter Marius Ghidau wechselt nach Schiers.