Krankenkassenkosten von Ausländern: Nicht so viel billiger wie zuerst angenommen

Die SVP wollte wissen, ob die Krankenkassen für Ausländer mehr zahlen müssen. Sie müssen nicht. Aber die Zahlen sind irreführend.

, 9. Juli 2025 um 08:15
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Thomas Aeschi, SVP-Nationalrat und Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SGK, will wissen, wie viel die Krankenkassen für Ausländer zahlen. | SRF
«Ausländische Versicherte verursachen 28 Prozent weniger Kosten». Das vermeldeten die Tamedia-Zeitungen. Diese Zahl ermittelte das Bundesamts für Statistik (BFS), weil SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi die Gesundheitskosten neu nach der Nationalität der Versicherten erheben lassen wollte.
Das Ergebnis lautete: Schweizer kosten die Grundversicherung jährlich 3554 Franken, Ausländer nur 2569 Franken.
Doch diese Zahlen sind irreführend. Denn bei diesen Zahlen ist nicht berücksichtigt, dass Schweizer im Schnitt deutlich älter sind als Ausländer.
Dass die durchschnittlich jüngeren Ausländer weniger Gesundheitskosten verursachen als die älteren Schweizer, ist naheliegend.
In den Medien hiess es, dass die Durchschnittskosten der Ausländer auch nach Berücksichtigung des Alters noch tiefer seien. Wieviel tiefer stand nicht. Als die Online-Zeitung «Infosperber» nachfasste, lieferte das BFS die genauen Zahlen.

Nur 20 Franken Unterschied

Berücksichtigt man Geschlecht, Alter und Wohnkanton, so betrugen die durchschnittlichen Kosten für ausländische Versicherte 21.10 Franken pro Jahr weniger als für Schweizer. Das sind 0,6 Prozent weniger – und nicht 28 Prozent.
Dieses Ergebnis verwundert nicht. Denn die entscheidenden Faktoren für die Gesundheitskosten sind der Gesundheitszustand der Versicherten und die Risiken, denen sie ausgesetzt sind.
2021 lehnte der Bundesrat mit diesem Argument einen ersten Vorstoss von Thomas Aeschi ab. Die zusätzliche Erhebung der Nationalität sei für die Krankenkassen teuer und bringe keinen Nutzen.
Nun habe das BFS aber einen Weg gefunden, bestehende administrative Daten zu verknüpfen und die Daten zur Nationalität ohne grosse Mehrkosten zu erheben, wie Gian-Paolo Klinke gegenüber Medinside erklärte.
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