Hôpital de La Tour: Finanzielle Verluste, aber grosse Ambitionen

Das Hôpital de La Tour in Meyrin rechnet damit, das Jahr 2025 mit roten Zahlen abzuschliessen – eine direkte Folge der Spannungen mit den Versicherern.

, 13. Juli 2025 um 22:24
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Bild: PD Kanton Genf
Zum ersten Mal in seiner Geschichte schloss das Hôpital de La Tour in Meyrin bei Genf ein Jahr mit roten Zahlen ab: 2024 gab es einen Verlust von 5 Millionen Franken – bei Gesamteinnahmen von 250 Millionen Franken. Dies verriet die Einrichtung dem Wirtschaftsportal «L'Agefi». Der Grund lag im langwierigen Konflikt mit mehreren Versicherern, die zwischen Mai 2024 und Juni 2025 vorübergehend keine Halbprivat- und Privat-Leistungen mehr vergüteten.
Das Spital setzte die Behandlung einiger Patienten dennoch fort und übernahm die Kosten allein, um die Kontinuität der Versorgung zu gewährleisten.
Inzwischen wurden Vereinbarungen mit den wichtigsten Versicherern unterzeichnet – Groupe Mutuel im Januar, Helsana, Sanitas und CSS im Juni. Die finanziellen Nachwirkungen bleiben jedoch spürbar.

Langanhaltende Auswirkungen

Angesichts des Rückgangs der Geburtenzahlen und der Einnahmen aus Zusatzversicherungen wurden Personalanpassungen vorgenommen, insbesondere auf der Geburtenstation. Im April wurde bekannt, dass das Privatspital Entlassungen plant – auch beim Pflege- und Hilfspersonal –, um dem Rückgang bei den Tätigkeiten entgegenzuwirken.
Die Einrichtung rechnet auch in diesem Jahr mit einem weiteren Verlust, hat aber den festen Willen, ab 2026 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Dies soll erreicht werden durch eine gezielte Umstrukturierung und eine Neuausrichtung auf die ambulante Versorgung, die mittlerweile den größten Teil der Einnahmen ausmacht.

Strategische Wende

«Wir sind nicht nur eine Privatklinik», sagt CEO Olivier Schmitt in «L'Agefi», und erinnerte daran, dass die ambulanten Angebote allen offen stehen: «Indem wir mehr grundversicherte Patienten betreuten, konnten wir den Rückgang der Geschäftstätigkeit bei den Zusatzversicherungen teilweise kompensieren.»
Die Präsidentin des Verwaltungsrats, Jenny Paizi, bekräftigte, dass das Hôpital de la Tour unabhängig bleiben will – auch wenn es Interessenten gäbe: «Wir sind dabei, unsere Zukunft aufzubauen, und denken nicht an den Verkauf des Spitals», sagte Paizi gegenüber «L'Agefi».
Das Hôpital de La Tour fordert, offiziell als zweites kantonales Spital anerkannt zu werden – die Ergänzung zum HUG ergänzt. Es möchte seine Mandate erweitern, insbesondere in Spezialgebieten wie der Herz- und Thoraxchirurgie, und sein künftiges Rehabilitationszentrum in die kantonale Spitalliste aufnehmen lassen.
Derzeit halten sich die Behörden noch zurück. Das von Pierre Maudet geleitete Gesundheitsdepartement hat noch nicht über die Rolle entschieden, die das Hôpital de La Tour in der Genfer Spitalplanung spielen könnte, plane aber, jegliche Finanzierung für Aufgaben von allgemeinem Interesse an zusätzliche Anforderungen zu knüpfen.
Das Hôpital de la Tour deckt alle wichtigen medizinischen Fachrichtungen ab. Das Privatspital umfasst 170 Betten sowie 8 Operationssäle und beschäftigt rund 1’100 Personen. Zur La Tour Medical Group gehört auch die Clinique de Carouge und das Centre Médical de Meyrin. Das Unternehmen befindet sich seit 2013 im Besitz der griechischstämmigen Milliardärsfamilie Latsis.

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