Genf: Hôpital de la Tour kündigt Entlassungen an

Angesichts sinkender Frequenzen plant das Privatspital einen Stellenabbau. Der Konflikt zwischen Versicherern und Privatkliniken spielt offenbar eine Rolle.

, 10. April 2025 um 22:00
image
Bild: Screenshot, Hôpital de la Tour
Der Konflikt zwischen (Zusatz-)Versicherern und Privatkliniken wird nicht nur für die Patienten spürbar – sondern auch für Beschäftigten im Gesundheitswesen. Das Hôpital de La Tour in Meyrin bei Genf hat nun Entlassungen angekündigt, um dem Rückgang seiner Frequenzen entgegenzuwirken.
Wie das Fernsehen RTS erfuhr, hängt der Rückgang und Abbau direkt mit der Nichterstattung bestimmter Leistungen durch die Zusatzversicherungen zusammen – so die Darstellung der Privatklinik.
Seit Anfang des Jahres haben mehrere Zusatzversicherungen die automatische Vergütung von Behandlungen für Privat- und Halbprivat-Patienten eingestellt. Der Grund dafür ist das Fehlen eines Tarifvertrags. Vor allem in den Kantonen Waadt und Genf gibt es Widerstand von Patienten wie von Leistungserbringern.
«Da das Hôpital de La Tour seit mehreren Monaten mit einem Rückgang seiner Aktivitäten konfrontiert ist, der mit dem Fehlen von Tarifverträgen und der Nichtrückerstattung bestimmter Leistungen durch die Zusatzversicherungen zusammenhängt, musste es – nachdem das Geschäftsjahr 2024 mit einem Verlust von mehreren Millionen abgeschlossen wurde – organisatorische Massnahmen ergreifen, um seine Ressourcen an die finanzielle Realität anzupassen und den Fortbestand zu sichern», kommentierte die Spitalleitung die Entwicklung gegenüber RTS.

Allerlei Gründe

Die Entlassungen erfolgen sind insbesondere beim Pflege- und beim Pflegehilfspersonal. Zudem werden Stellen nicht neu besetzt. Laut internen Informationen, die RTS erhalten hat, werden rund zehn Stellen gestrichen. Insgesamt beschäftigt das Hôpital de La Tour rund 1200 Personen.
Betroffen ist dabei auch die Maternité – eine der wichtigsten Geburtenbteilungen des Kantons Genf.
Der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) reagierte auf eine Anfrage von RTS und bezeichnete die Entlassungen als «bedauerlich». Er argumentiert jedoch, dass solche Reorganisationen in der Regel das Ergebnis vieler Faktoren seien – medizinische, organisatorische und finanzielle –, und dass es zu kurz greifen würde, so etwas auf ein einziges Element wie fehlende Tarifverträge zurückzuführen.
  • In Genf und Waadt geht es um die «Geiselnahme» der Zusatzversicherten
  • Milliarden-Campus für das Leben von morgen: Ums Hôpital de La Tour wird ein ambitioniertes Gesundheitsprojekt aufgegleist – mit interessantem Fokus.

  • privatkliniken
  • hôpital de la tour
  • genf
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Basler Privatspitäler: Mehr Patienten, mehr Stellen, weniger Pflegetage

Die fünf Basler Privatspitäler behandelten 2024 insgesamt 23’600 Patientinnen und Patienten.

image

«Unsere Pflegekräfte sollen von der Umstellung profitieren»

Glen George, der Präsident der Vereinigung Zürcher Privatkliniken, erläutert den «Temporär-Stopp» im Kanton Zürich. Es sei denkbar, «dass dieser Schritt langfristig flächendeckend umgesetzt wird.»

image

So gross planen Private in Genf einen neuen Spital-Campus

Es ist ein gigantisches Vorhaben von privaten Investoren: Für 750 Millionen Franken wollen sie die Klinik «La Tour» zu einem Gesundheitszentrum ausbauen.

image

Masken-Comeback: Ab morgen im Stadtspital und im Kantonsspital Graubünden

Nach Genf, Brig und Winterthur: Ab morgen Freitag gilt auch im Kantonsspital Graubünden und im Zürcher Stadtspital wieder die Maskenpflicht.

image

«Weniger Ärzte sind nicht bessere Ärzte»

Der Genfer Privatklinik-Direktor Rodolphe Eurin stichelt gegen die neuen Zulassungshürden für Ärzte: Bisherige Ärzte würden übermässig vor Konkurrenz geschützt.

image

Zwei orthopädische Kliniken arbeiten künftig zusammen

15'000 Operationen machen die Zürcher Schulthess-Klinik und das Genfer Hôpital de La Tour pro Jahr. Künftig werden sie die Eingriffe gemeinsam nachprüfen und bewerten.

Vom gleichen Autor

image

Frankreich will die Ärzte in die Versorgungswüste schicken

Die Nationalversammlung verabschiedete einen Gesetzesentwurf, der die französischen Ärzte in Rage bringt: Ihre Niederlassungsfreiheit wird in Frage gestellt. Die Politiker wollen die Mediziner in unterversorgte Gebiete schicken – mit viel Druck.

image

Lebendige Hautmodelle aus dem 3D-Drucker

Die Empa entwickelt eine 3D-gedruckte Haut aus Fischgelatine: Das Hydrogel eröffnet neue Möglichkeiten für die Erforschung und Behandlung von Hautkrankheiten.

image

Das Hôpital intercantonal de la Broye kam solide durch die Spitalkrise

Die Regionalspital-Gruppe schloss 2024 mit einem Reingewinn von 1,5 Millionen Franken.