Um Gewaltopfer frühzeitig zu unterstützen, führt der Kanton Aargau ein E-Learning für Apotheken ein. Mitarbeitende sollen lernen, Anzeichen von Partnerschaftsgewalt zu erkennen und Betroffene gezielt an Hilfsangebote weiterzuleiten.
Wie der
Kanton Aargau in einer Mitteilung schreibt, registrierte die Polizei im Aargau im vergangenen Jahr 2’588 Einsätze wegen häuslicher Gewalt, im Durchschnitt sieben pro Tag. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Gewaltbetroffene suchen, wie Studien zeigen, überdurchschnittlich häufig medizinische oder pharmazeutische Hilfe auf. Diese findet man auch in Apotheken, wie Hans Jürg Engel, der Präsident des Aargauischen Apothekerverbandes, sagt: «Gerade für Opfer von häuslicher Gewalt ist es entscheidend, dass sie ein niederschwelliges Angebot vorfinden, was die Apotheken bieten können. Es sind nämlich nicht nur blaue Flecken, sondern oftmals viel subtilere Beschwerden, die das Fachpersonal erkennen und richtig einordnen muss.»
Das E-Learning soll deshalb die Angestellten in den Apotheken für die Problematik sensibilisieren und ihnen das Rüstzeug geben, um Betroffene zu unterstützen, betont Engel.
Der von Pharmasuisse zertifizierte Kurs steht den rund 130 Apotheken im Kanton seit Mai 2025 zur Verfügung. Entwickelt wurde er vom Gleichstellungsbüro und der Kantonsapotheke Waadt; die Fachstelle Häusliche Gewalt des Kantons Aargau passte die Schulung für lokale Gegebenheiten an.
Die Kosten von 110 Franken pro Teilnehmer übernimmt der Kanton. Das E-Learning ist Teil des Massnahmenplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention von 2022.
In der Romandie bereits etabliert
Solche Weiterbildungsangebote gibt es in der Schweiz schon länger: In der lateinischen Schweiz haben die Kantone Waadt, Wallis, Genf, Neuenburg und Tessin Apothekenpersonal bereits sensibilisiert und geschult. Im
Juni 2025 zog der Kanton Freiburg nach und bietet nun den Mitarbeitenden der 84 Apotheken des Kantons eine zertifizierende Online-Ausbildung an.