Der Verband Zürcher Krankenhäuser hatte bereits vor einer Woche deutliche
Kritik am Bundesrat geäussert: Die Ambulantisierung werde verschleppt – und nun verzögere auch noch das Bundesamt für Gesundheit die Anerkennung ausländischer Ärztediplome massiv. «Damit trägt das BAG aktiv zum Fachkräftemangel bei», hiess es.
Heute schlägt nun auch der Spitalverband H+ in einer
Pressemitteilung Alarm: «Die Bürokratie bremst die Gesundheitsversorgung – H+ verlangt deshalb von den zuständigen Stellen beim BAG und der Medizinalberufekommission (MEBEKO) umgehend wirksame Massnahmen für raschere Prozesse.»
Konkret geht es um die Verfahren der MEBEKO, die laut H+ inzwischen so lange dauern, dass die Versorgungssicherheit in der Schweiz gefährdet sei.
Monatelange Wartezeiten
Bis zu sechs Monate müssten ausländische Mediziner aktuell auf ihre Zulassung warten. Das BAG führt die Verzögerungen auf personelle Engpässe und Probleme bei der Digitalisierung zurück.
H+ fordert umgehend wirksame Massnahmen, «sonst drohten weitere Personalengpässe, verschobene Stellenantritte und längere Wartezeiten für Patientinnen und Patienten», heisst es in der Mitteilung.
Die Auswirkungen sind in der Praxis längst spürbar. Der
«Blick» beschrieb bespielsweise, wie das Spital Bülach ein Opfer dieses Bürokratiestaus wurde – auch, weil auf der Suche nach einer Chefärztin oder einem Chefarzt für die Orthopädie keine geeignete Person aus der Schweiz gefunden werden konnte. Fündig wurde man schliesslich in Bayern – bei einem erfahrenen Spezialisten aus einem renommierten Spital. Doch seit über einem halben Jahr wartet dieser auf seine Zulassung.
Auch Gruppenpraxen sind betroffen. Wie die Sendung
«Espresso» von Radio SRF, fehlen bei Sanacare teils Ärzte, sodass neue Patienten zeitweise nicht aufgenommen werden können. Und Medbase teilt mit: «Oft fehlen die entsprechenden ärztlichen Ressourcen für die Betreuung der Patientinnen und Patienten. Das kann sich auf die Wartezeiten für Termine in der Praxis auswirken, und die Patientinnen und Patienten suchen dann unnötig die Notfallstationen der Spitäler auf. Dies führt wiederum zu Engpässen in den Spitälern und belastet das Gesundheitssystem zusätzlich. Letztlich führt dies auch zu unnötig höheren Gesundheitskosten.»
Forderungen an BAG und MEBEKO
H+-Direktorin Anne-Geneviève Bütikofer spricht von einer «nicht akzeptablen» Situation: «Wenn wegen bürokratischer Verzögerungen keine Nachfolgerinnen oder Nachfolger für pensionierte Fachkräfte eingestellt werden können, ist das nicht hinnehmbar».
Die ausufernde Bürokratie im Gesundheitswesen dürfe nicht zu Lasten der Patientinnen und Patienten gehen. «Wir brauchen schlanke, verlässliche Prozesse, damit qualifiziertes Personal so rasch wie möglich eingesetzt werden kann», so Bütikofer weiter.
Damit richten die Spitäler klare Forderungen an das EDI, das BAG und die MEBEKO.
- Abschluss von Anerkennungsverfahren innerhalb von maximal 2 bis 3 Monaten bei vollständigen Dossiers
- Unverzügliche Bearbeitung kritischer Fälle mit «Notstands»-Bewilligungen durch Kantone oder GDK
- Beseitigung der Ursachen langer Wartezeiten wie Ressourcenmangel, überbordende Regulierung und unvollständige Gesuche
- Rasche Rückkehr zu einem dauerhaft funktionierenden Verfahren, das den Bedürfnissen von Arbeitgebern, Gesuchstellenden und Behörden entspricht
Die meisten ausländische Ärzte kommen aus Deutschland
Im vergangenen Jahr waren in der Schweiz über 42’000 Ärztinnen und Ärzte tätig. Laut einer
Statistik des Berufsverbands FMH haben 41 Prozent ihr Medizinstudium im Ausland absolviert – knapp die Hälfte davon in Deutschland.