Eine aktuelle Analyse der Europäischen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (ESPRAS) zeigt: Immer mehr junge plastische Chirurgen der Generation Z wenden sich nach ihrer Facharztausbildung der lukrativen ästhetischen Chirurgie in Privatpraxen zu – und kehren der rekonstruktiven Chirurgie den Rücken.
Die Studie, initiiert von Riccardo Giunta, Direktor der Plastischen Chirurgie der LMU München und ehemaliger ESPRAS-Präsident, basiert auf einer Umfrage unter sieben Präsidenten nationaler plastisch-chirurgischer Fachgesellschaften in Europa. Das Ergebnis: Besonders die Generation Z, geboren zwischen 1997 und 2012, bevorzugt zunehmend die Selbstständigkeit im ästhetischen Bereich statt der oft anspruchsvolleren rekonstruktiven Chirurgie im öffentlichen Gesundheitswesen.
In einigen Ländern wächst bereits die Sorge, dass sich der Trend langfristig auf die Patientenversorgung auswirken könnte – insbesondere im Bereich der Notfall- und Rekonstruktionschirurgie.
Abwanderung
Laut der Studie sind es vor allem lange Arbeitszeiten, starre hierarchische Strukturen und eine unzureichende Work-Life-Balance, die junge Fachkräfte davon abhalten, langfristig in Kliniken zu bleiben. Besonders die bestehenden Dienstmodelle in Spitälern stehen in der Kritik, da sie mit den veränderten Erwartungen der neuen Generation kollidieren.
Mark Henley, Präsident der ESPRAS, sieht in der Entwicklung ein deutliches Warnsignal: «Die Abwanderung der jungen Fachärzte ist ein Weckruf. Wir müssen unsere Organisationsstrukturen überdenken, um die ärztliche Tätigkeit an Kliniken attraktiver zu machen. Sonst drohen langfristig schwerwiegende Folgen für die Patientenversorgung.»
Authors: Riccardo E. Giunta, Franco Bassetto, Cenk Demirdöver, Gregory R.D. Evans, Mark Henley, Ilkka Kaartinen, Marcus Lehnhardt, Jaume Masia, Paul McArthur, Jacques Saboye, Yonca Steubing, Irene Mesas Aranda