Die geplante Schliessung der Geburtenstation am Spital Frutigen sorgt weiterhin für grossen Protest. Eine Petition für den Erhalt der Station zählt inzwischen fast 28'000 Unterschriften.
Der Entscheid, die Geburtshilfe aufzugeben, war am 19. März 2025 vom Berner Regierungsrat im Rahmen der Spitalplanung genehmigt worden. Einen Tag später wurde das Personal über die bevorstehende Schliessung informiert – weniger als zwei Wochen vor dem definitiven Aus.
Kanton müsste einspringen
In der Petition wird unter anderem auf die geografische Lage hingewiesen: Eine Anfahrt von bis zu 40 Minuten nach Interlaken oder Thun könne für Frauen unter Wehen gefährlich werden. Das Spital Frutigen relativiert diese Sorge: Werdende Mütter würden im Rahmen der Geburtsvorbereitung eng begleitet. Gemeinsam mit Hebammen und Ärzten werde der richtige Zeitpunkt für den Spitaleintritt definiert. Im Notfall stünden zudem Rettungsdienste oder die Rega zur Verfügung.
Ob die Petition politischen Einfluss entfalten kann, bleibt offen. Gabriela Vrecko betont gegenüber Medinside, der Entscheid sei wohlüberlegt und in enger Abstimmung mit dem Kanton getroffen worden. Sollte es zu einer politischen Kehrtwende kommen, brauche es klare Zusagen:
«Ohne zusätzliche Fachkräfte und ausreichende finanzielle Mittel wäre nicht nur die Qualität der Geburtshilfe gefährdet, sondern auch der Fortbestand des gesamten Standorts Frutigen», so Vrecko.
In einem
Schreiben kritisiert der Frutiger Gemeinderat die sehr kurzfristige Ankündigung des Entscheids und betont: «Via Regionalplanung Kandertal finden mit den umliegenden Gemeinden Gespräche zum weiteren Vorgehen statt».
Zudem habe der Gemeinderat zur Kenntnis genommen, dass gegen diesen Entscheid aktuell mehrere Petitionen laufen.
Muri, Thusis, Cham, Einsiedeln...
Die Diskussion um Frutigen steht exemplarisch für eine Entwicklung, die sich schweizweit beobachten lässt: Der Rückbau geburtshilflicher Angebote in ländlichen Regionen. In den vergangenen Monaten wurden bereits die Geburtenabteilungen in Muri, Thusis, Cham und Einsiedeln geschlossen. Die Gründe sind meist dieselben: Fachkräftemangel, Kostendruck, sinkende Geburtenzahlen.
Damit rückt auch die grundsätzliche Frage in den Fokus, welchen Stellenwert wohnortnahe Geburtshilfe in der künftigen Spitalplanung überhaupt noch haben soll – und welche Verantwortung Kantone und Gesundheitsversorger dabei übernehmen soll.