Ein Implantat gegen Lymphödeme nach Brustkrebs

Weltpremiere für Forscher des CHUV und ein Waadtländer Jungunternehmen: Sie entwickeln ein Implantat, das die Lymphfunktion nachahmt.

, 26. Februar 2025 um 14:36
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Lucia Mazzolai (Mitte), Professorin am CHUV, mit den Gründern von Lymphatica Medtech, Marco Pisano und Valentina Triacca | Bild: PD
Bei Lymphödemen im Zusammenhang mit Brustkrebs gibt es bislang keine heilende Behandlung. Ein neues Implantat könnte dies jedoch ändern. Es könnte eine wirksame Alternative zur manuellen Lymphdrainage und zu Kompressionsverbänden sein.
Nach zehn Jahren Forschung an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) und am Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) hat ein Forscherteam in Zusammenarbeit mit dem Waadtländer Jungunternehmen Lymphatica Medtech vielversprechende vorläufige Ergebnisse zu dieser neuen Technik vorgelegt.

Eine Weltpremiere

An der Spitze des Projekts steht Lucia Mazzolai, Professorin am CHUV und Leiterin der Herz-Gefäss-Abteilung. Sie arbeitet eng mit der Abteilung für Gefässchirurgie des CHUV zusammen, die ad interim von Sébastien Déglise geleitet wird.
  • Mazzolai, L et al. «Advancing women's health with a pioneering implant for the treatment of breast cancer-related lymphedema». European Journal of Internal Medicine, S0953-6205(25)00037-8. 11. Februar 2025
  • doi:10.1016/j.ejim.2025.01.027
Die klinische Studie ist die erste, bei der die Wirksamkeit und Sicherheit des Lymphdrainage-Implantats am Menschen untersucht wurde.
Das Gerät wirkt wie ein künstlicher Abfluss, der die Lymphfunktion nachahmt. Es besteht aus subkutanen Kathetern und einer Mikropumpe, die überschüssige Lymphflüssigkeit ableitet.

Ermutigende Ergebnisse

Im Rahmen der Studie wurde bei neun Patientinnen mit einseitigem Lymphödem nach Brustkrebs das Implantat eingesetzt und die herkömmliche Behandlung abgebrochen. Das Implantat blieb acht Wochen lang an Ort und Stelle.
Die Ergebnisse sind vielversprechend:
  • Deutliche Verringerung des Gliedervolumens
  • Keine größeren Komplikationen
  • Keine Inanspruchnahme konventioneller Therapien während der Studiendauer

Langfristige Wirksamkeit noch unbestätigt

Weitere Forschungen sind nötig, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Implantats langfristig zu bewerten. Langfristig könnte das Implantat die Lebensqualität von Patientinnen mit sekundärem Lymphödem erheblich verbessern.
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So funktioniert das Implantat: Es ahmt unter der Haut die Lymphdraninage nach (links). Von aussen ist nur die Arm-Manchette (rechts) sichtbar. | PD

  • pflege
  • Brustkrebs
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