Doppelausgabe? Kispi Zürich mit neuer Patienten-App trotz Millionen-KIS

Das Kinderspital Zürich nutzt eine Patienten-App, obwohl ihr KIS genau diese Funktion mitbringt.

, 16. Juli 2024 um 06:33
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Bild: Kispi Zürich
Das Kinderspital nutzt eine vom Dienstleister Heypatient angebotene App mit Funktionalitäten für ein Kinderspital. Diese «digitalisiert Zuweisungen von Patientenfamilien und erleichtert so auch die Kommunikation», wie die Medienverantwortliche Fabienne Wildbolz erklärt. Sie komme auf der Notfallstation, in der Notfallpraxis und in der Kinderpermanence am Zürcher Flughafen zum Einsatz und soll Eltern dabei helfen, Termine und wichtige Dokumente ihres Kindes im Blick zu halten, so die Beschreibung auf der Website.
Die Funktionalität dieser App bringt auch das Klinikinformationssystem (KIS) des US-Dienstleiters Epic mit. Dieses hatte das Kispi im November 2023 – bei Kosten bis zu 51,2 Millionen Frankenins Visier genommen. Spätestens Ende 2027 soll es produktiv sein.
Auf unsere Anfrage hin schreibt Fabienne Wildbolz, dass es darum gehe, «Einsichten zu gewinnen, die für die Einführung des neuen KIS essenziell sein werden». Auf unsere Frage, ob die App wieder eingestellt werde, wenn das neue KIS in Betrieb sei, geht das Kispi nicht ein. Auch zu den Kosten für Entwicklung und Betrieb der neuen App «können wir keine Angaben machen», so Wildbolz.

Detaillerte Kosten des KIS noch nicht bekannt

Zum Stand bei Epic schreibt Fabienne Wildbolz, dass «das Kinderspital zusammen mit der Eleonorenstiftung im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens eine Präferenz für das Angebot des Anbieters Epic als neues KIS ausgesprochen hat». Diese habe als Grundlage gedient, um das Projekt zu konkretisieren und umfangreiche Vertragsverhandlungen einleiten zu können.
Dieser Prozess sei noch im Gange und «wird in die Ausarbeitung eines detaillierten Projektscopes und der Gesamtkosten münden». Die daraus resultierenden Informationen würden anschliessend in einem Antrag zusammengefasst, den «das Kinderspital zur Überprüfung und Genehmigung bei der Eleonorenstiftung einreichen wird», so Wildbolz.
Dieser Beitrag erschien erstmals auf «Inside-IT» unter dem Titel: «Kispi Zürich baut App mit bereits eingekaufter Funktionalität»
  • Update 16. Juli 2024: In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, dass das Kinderspital die App «gebaut» hat bzw. «bauen liess». Das ist falsch. Das Kispi nutzt eine vorhandene Lösung Heypatient.
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