Der Spitaldirektor, der vor 36 Jahren als Physiotherapeut begann, geht in Pension

Er war ein Spitaldirektor, der seine Arbeit von der Pike auf gelernt hat. Nun geht Arend Wilpshaar vorzeitig in den Ruhestand.

, 4. Januar 2023 um 07:12
image
Arend Wilpshaar. | zvg
Bei den Spitälern Schaffhausen endet die Ära einer speziellen Direktorn-Ära: Nach 36 Jahren geht Arend Wilpshaar vorzeitig in Pension. Er kam 1986 als Physiotherapeut nach Schaffhausen. Er wurde danach unter anderem Leiter der Therapien, Leiter des Direktionsstabs, Spitalleitungsmitglied, stellvertretender Spitaldirektor und Generalsekretär.

Quer in der Spitallandschaft

In den vergangenen drei Jahren führte er die Spitäler Schaffhausen als Vorsitzender der Spitalleitung. Diese Wahl sorgte vor drei Jahren für eine grosse Überraschung in der Spitallandschaft.
Damals musste der nach nur zwei Jahren abgetretene Direktor des Kantonsspitals Schaffhausen Daniel Lüscher ersetzt werden. Gewählt wurde dann ein Direktorium aus drei langjährigen Spitalkadern mit Wilpshaar an der Spitze.

Sonst nur starke Manager

So sollte in dieser kritischen Phase Kontinuität und Stabilität gewährleistet werden, hiess es damals. Mit dieser Lösung stand das Kantonsspital allerdings quer in der Spitallandschaft: Seit der neuen Spitalfinanzierung ab 2012 werden Häuser in vergleichbarer Grösse fast immer von starken Managern geführt. Einzig Schaffhausen wollte die Direktoren-Stelle mit bewährten Mitarbeitern besetzen, die mit den laufenden Grossprojekten vertraut waren.
Zusammengerechnet kamen die neuen Spitalchefs auf fast achtzig Jahre Berufserfahrung am Kantonsspital. Damals wurde aber die Frage laut: Wäre nicht ein frischer Blick von aussen vonnöten? Wilpshaar sagte darauf: «Wir sind überzeugt, wir können so noch tragfähigere Lösungen für das Unternehmen finden, und auch die Geschwindigkeit der Entscheidfindung ist zentral.»

Auf andere Weise eine gute Führung

Während der letzten drei Jahre hat sich die unkonventionelle Wahl offenbar gelohnt. Wilpshaar wird äusserst wehmütig verabschiedet: «Er behielt den Überblick über die zahlreichen parallellaufenden Projekte und Geschehnisse innerhalb der Spitäler Schaffhausen», schreibt das Spital zu seinem Abschied.
Nicht ohne auch ein paar Worte zu seinem Charakter zu verlieren: «Neben seinen Eigenschaften in der operativen Führung steckt hinter Arend Wilpshaar ein sehr feinfühliger Mensch, der auch immer viel Wert auf den Austausch mit den Mitarbeitenden – auch auf persönlicher Ebene – gelegt hat. Wertschätzung und Empathie standen in der Zusammenarbeit für ihn stets an oberster Stelle und waren täglich spürbar.»



  • spital
  • spitäler schaffhausen
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Pflege im Fokus: Stimmen aus den Spitälern Schaffhausen

Die Spitäler Schaffhausen setzen mit einer neuen Pflegekampagne auf authentische Einblicke in den Berufsalltag ihrer Fachpersonen.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.