Die Gesundheitskommission des Ständerats reichte am 15. Februar 2023 eine Motion ein, wonach der Bundesrat einen nationalen Krebsplan auf Basis der nationalen Strategie gegen Krebs 2014 bis 2020 erarbeiten soll. Bund, die Kantone sowie relevante Organisationen, Expertinnen und Experten sollen einbezogen werden. Auch im Nationalrat fordern Politikerinnen und Politiker aus allen Fraktionen einen neuen Krebsplan.
Keine koordinierte Strategie
Die zunehmenden Krebserkrankungen und die verbesserten Überlebenschancen dank neuer Therapien stellten die Schweiz vor Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, ist gemäss der Ständeratskommission eine gemeinsame Herangehensweise nötig.
Seit die Nationale Strategie gegen Krebs (NSK) 2020 ausgelaufen ist, gibt es in der Schweiz keine koordinierte Strategie gegen Krebs mehr. Dabei forderte die WHO ihre Mitgliedsstaaten in ihrer Resolution «Cancer prevention and control in the context of an integrated approach» vom Mai 2017 dazu auf, einen Krebsplan zu entwickeln. Andere Länder wie Deutschland und Frankreich haben bereits einen nationalen Krebsplan aufgebaut, auf europäischer Ebene wurde der «Europe Beating Cancer Plan» erarbeitet.
Bundesrat: «kein Bedarf»
In ungewohnter Schnelle hat der Bundesrat diese Woche zur Kommissionsmotion bereits Stellung genommen. Nach seiner Ansicht besteht kein weiterer Koordinationsbedarf auf politischer Ebene.
Er verweist auf den Dialog Nationale Gesundheitspolitik. Am 23. November 2017 hat er entschieden, die Nationale Strategie gegen Krebs (NSK) nach einer Verlängerung im Jahr 2017 ab 2020 nicht mehr weiterzuführen. Es gebe bereits nationale Strategien im Bereich der Krebserkrankung.
Der Bundesrat denkt dabei an die «Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten» (NCD) oder an das Oncosuisse Forum, welches seit 2020 die Arbeit der NSK weiterführt. Es hat die Aufgabe, die Koordination unter den Akteuren, insbesondere den Krebsorganisationen zu fördern.
Der Krebsliga genügt das nicht
Für Stefanie de Borba von der Krebsliga Schweiz genügt das nicht. Vor allem auch deshalb, weil Bund und Kantone als wichtige Akteure beim Oncosuisse Forum nicht direkt involviert sind. Zudem sei dessen Finanzierung langfristig nicht gesichert.
Und was die «Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten» betrifft, so deckt sie laut de Borba eben nur die Prävention ab - also nur ein Teil der Versorgungskette.
Aus Anlass zum Weltkrebstag am 4. Februar forderte die Krebsliga Schweiz einen Nationalen Krebsplan. «Die vielfältigen Herausforderungen in der Krebsversorgung können ohne einen nationalen Krebsplan kaum gemeistert werden», schrieb sie in einer Medienmitteilung. Bund, Kantone und alle betroffenen Akteure über die gesamte Versorgungskette müssten vorausschauend und koordiniert zusammenarbeiten. Nur so könne die komplexe Krankheit Krebs bewältigt werden. «Die Krebsliga wird diese Aufgabe als spendenfinanzierte Organisation nicht alleine stemmen können.»