Mit den Protesten vor britischen Kliniken hat am Dienstag der längste Ärztestreik in der britischen Nachkriegsgeschichte begonnen: Um die 50'000 Ärztinnen und Ärzte legten ihre Arbeit am frühen Morgen nieder.
Die Folge: Rund 250'000 Operationen und fachärztliche Konsultationen fallen diese Woche aus – denn der Streik soll bis am Samstagmorgen dauern.
35 Prozent mehr Lohn
Streiken tun vor allem Nachwuchsärzte des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS). In den letzten 15 Jahren seien die ärztlichen Einkommen besonders für Neueinsteiger um einen Drittel oder sogar noch mehr gesunken, zitiert die deutsche
«Ärztezeitung» die Ärzte-Gewerkschaft Britisch Medical Association (BMA).
Diese fordert von der Londoner Regierung eine Gehaltserhöhung von 35 Prozent, um die Gehälter von Assistenzärzten wieder auf das Niveau von 2008 zu heben.
Berufsverbände weigern sich
Dass der Streik unmittelbar nach dem langen Osterwochenende beginnt, ist wohl kein Zufall. Erfahrungsgemäss werden nach Feiertagen besonders viele Patienten in den staatlichen Kliniken behandelt.
Anders als bei früheren Ärztestreiks weigern sich ärztliche Berufsverbände in dieser Woche, zumindest die reibungslose Versorgung von Notfallpatienten zu garantieren.
Briten stehen hinter den Ärzten
«Das wird viele Patientenleben kosten», so der britische Gesundheitsminister Steven Barclay. Er soll die Forderungen der Ärzteschaft als «völlig überzogen» und «unverantwortlich» bezeichnet haben.
Das Gesundheitsministerium weigert sich offenbar, über derartige Lohnerhöhungen zu diskutieren. Dies, nachdem Verhandlungen beider Tarifparteien zuletzt ergebnislos abgebrochen wurden.
Anders sieht es bei der Bevölkerung aus: So soll eine Mehrzahl der Briten Meinungsumfragen zufolge hinter der Ärzteschaft stehen.