Augenklinik Jules-Gonin: «Tyrannische Managementmethoden»

Eine Untersuchung bestätigt die Warnungen von Mitarbeitenden und Gewerkschaften bezüglich des Arbeitsumfelds an der Augenklinik Jules-Gonin in Lausanne – die Klinikleitung wird nun zum Handeln aufgefordert.

, 15. Juli 2025 um 12:25
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Das Notfallzentrum der Augenklinik | Bild: Hôpital Jules-Gonin, DR
Im Augenspital Jules-Gonin in Lausanne wird das Unbehagen des Personals immer hörbarer. Im März dieses Jahres meldeten sich rund 15 Angestellte in der Zeitung «24 heures» zu Wort und klagten über ein «unerträglich gewordenes Arbeitsklima», das von «tyrannischen Managementmethoden» geprägt sei. Drei Monate später bestätigte eine Untersuchung der Arbeitsinspektion Lausanne (ITL), dass es Vorfälle gab.
Mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von den Inspektoren befragt. Laut dem ITL-Bericht gaben 51 Prozent der Befragten an, dass sie Belästigungen oder respektloses Verhalten beobachtet hatten. Besonders besorgniserregend: 80 Prozent der Fälle gingen von Vorgesetzten aus.

Mobbing, Verunglimpfung, Demütigungen...

«Die Überprüfung ergab, dass das Personal der Augenklinik Jules-Gonin bei der Arbeit psychosozialen Risikofaktoren ausgesetzt ist. Die derzeitigen Präventionsmassnahmen scheinen nicht wirksam zu sein», so das ITL. Zu den gemeldeten Vorfällen gehören Mobbing, Verunglimpfung, Demütigungen und ständige Kritik.
Die Untersuchung weist auch auf gravierende Lücken in den internen Schutzmechanismen hin. Die Vertrauensperson, die angeblich unabhängig von der Hierarchie sein soll, ist in Wirklichkeit die Leiterin der Personalabteilung - eine Situation, die gegen geltendes Recht verstösst.
Hinzu kommen weitere Missstände, insbesondere im Zusammenhang mit der Arbeitszeit und dem Mutterschutz.

Empfehlungen und Warnungen

Das ITL begnügte sich nicht mit Beobachtung. Es sprach verbindliche Empfehlungen aus und setzte eine Frist bis zum Juli für die Ausarbeitung von Korrekturmassnahmen. Die Jules-Gonin-Einrichtung bestätigt, dass man fristgerecht auf die Empfehlungen geantwortet zu haben. Sie fügt an, dass «das ITL die von unserer Einrichtung geplanten Massnahmen sowie unser Engagement, die in ihrem Bericht genannten gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, am 11. Juli 2025 zur Kenntnis genommen hat.»
Der Gewerkschaftsverband SUD, der die Beschäftigten unterstützt, erinnert daran: «Wenn es zu feindseligen Handlungen oder Mobbing kommt, kann die Geschäftsleitung nicht Richter und Partei sein. Die Beschäftigten müssen Zugang zu einer unparteiischen und neutralen Instanz ausserhalb der Institution haben.»
Das Departement für Gesundheit und Soziales (DSAS) seinerseits scheint eine vorsichtige Haltung einzunehmen. «Das Hôpital Jules-Gonin ist eine privatrechtliche Einrichtung, die vom DSAS unabhängig ist», erklärt der Kanton gegenüber «Le Temps». Die Behörde gibt jedoch an, dass er sich im Juni mit der Direktion getroffen und sie aufgefordert habe, mit den Gewerkschaften zusammenzuarbeiten.
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