Atupri verlor einen Fünftel ihrer Kunden – auf einen Schlag

Nun ist klar, auf wessen Kosten die KPT ihre Neuversicherten gewann: Bluten mussten Assura, Helsana und vor allem Atupri.

, 7. Juni 2023 um 04:00
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Der Geschäftssitz der Atupri-Versicherung an der Zieglerstrasse in Bern. | zvg
Völlig überraschend kam es für Atupri, die ehemalige Betriebskrankenkasse der SBB, nicht: «Wegen der überdurchschnittlichen Prämienerhöhung hatten wir mit dem Abgang von Kundinnen und Kunden gerechnet», heisst es im neusten Geschäftsbericht.

Jede Fünfte kündete

Allerdings dürften die Verantwortlichen trotzdem leer geschluckt haben, als sie das Ausmass des Kundenverlusts schwarz auf weiss hatten: Über 40'000 Versicherte haben der Kasse Ende 2022 den Rücken gekehrt. Das entspricht einem Fünftel des gesamten Bestands.
Atupri hat jetzt nur noch 152'000 Versicherte. Trotzdem bereut Atupri die Prämienerhöhung nicht: Sie habe diese Abgänge in Kauf genommen, «für eine vorteilhafte Ausgangslage.»

67 Millionen Verlust

So vorteilhaft ist diese Lage zurzeit allerdings nicht. Atupri hat letztes Jahr knapp 67 Millionen Franken Verlust gemacht. Dies, nachdem sich die Kasse letztes Jahr noch über einen Gewinn von knapp 24 Millionen gefreut hatte.
Ein grosser Teil der abgesprungenen Atupri-Versicherten dürfte zur KPT gewechselt haben. Diese hat 2023 gegen 200'000 neue Grundversicherte gewonnen. Das ist der grösste Kundenzuwachs einer Kasse seit Einführung der obligatorischen Grundversicherung im Jahr 1996.

Auch Helsana und Assura verloren

Der Kundenstamm der Berner Kasse wuchs auf einen Schlag um über 50 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist, dass die KPT ihre Prämien mit 4,4 Prozent deutlich weniger erhöhte als andere Kassen.
Der massive Zuwachs bei der KPT ging auch auf Kosten der Assura, die fast 90'000 Kunden verlor, und der Helsana, die 84'000 Kunden weniger hat. Doch für diese grossen Versicherer sind diese Verluste ein «Klacks». Im Fünfjahresvergleich steht Helsana, die zweitgrösste Schweizer Kasse, mit ihren derzeit 1,42 Millionen Versicherten sehr gut da.

Curafutura vs. Santésuisse

Von der Verschiebung der Kunden in den letzten fünf Jahre profitierte auch der Krankenversicherungsverband Curafutura. Dessen Mitglieder, die CSS, die Helsana, die KPT und die Sanitas, gewannen in dieser Zeit kumuliert 577’000 neue Grundversicherte.
Der andere Verband, Santésuisse, vertritt aber immer noch mehr Versicherte, obwohl dessen Mitglieder in den vergangenen fünf Jahren kumuliert rund 80’000 Versicherte verloren haben.
Weitere Erkenntnisse aus der neusten Grundversicherungs-Analyse

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