Assistenzärzte sollen in Zürich weniger arbeiten

In Zürich wird eine 42-Stunden-Woche für Assistenzärztinnen und Assistenzärzte gefordert. Der Spitalverband Hplus ist jedoch skeptisch.

, 24. März 2023 um 08:30
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Angestrebt wird eine Festsetzung eines Vollzeitpensums für die Assistenzärzteschaft. | Bild von Senivpetro auf Freepik
Zwei Zürcher Stadtparlamentarier haben eine Motion eingereicht, um eine 42-Stunden-Woche für Assistenzärztinnen und Assistenzärzte in allen städtischen Gesundheitsorganisationen bei gleichem Lohn zu fordern. Ausserdem sollen die Ärzte vier Stunden pro Woche für Weiterbildung erhalten. Überarbeitung, Stress und lange Arbeitstage führen dazu, dass immer mehr den Beruf aufgeben.
Im Vergleich zu den heute oft über 50 Arbeitsstunden wäre dies eine deutliche Reduktion. Die Motion hat allerdings gute Chancen, im Gemeinderat angenommen zu werden. Einer der Motionäre ist Patrick Hässig, der selbst als Pflegefachmann im Stadtspital Triemli arbeitet. Für ihn und seine Mitunterzeichner sei die Motion ein notwendiger erster Schritt in Richtung einer Reduktion der grossen Arbeitszeitbelastung im Gesundheitswesen.

Pilotprojekt am Unispital

Der Spitalverband Hplus steht einer flächendeckenden Einführung gemäss NZZ jedoch kritisch gegenüber, da es hauptsächlich an Geld und Personal fehle. Frank Rühli, Dekan der medizinischen Fakultät der Uni Zürich und gleichzeitig Zürcher Gemeinderat, unterstützt eine Verkürzung der Arbeitsstunden. Der Arzt äussert aber auch Bedenken, dass dies die Personalkosten steigern könnte. Für ihn müsse beispielsweise die Last der nichtärztlichen Tätigkeit gesenkt werden.
Das Universitätsspital Zürich (USZ) hat bereits mit einem Pilotprojekt gute Erfahrungen mit dem 42-Stunden-Modell gesammelt. Das USZ prüft laut eigenen Angaben nach Abschluss der Pilotphase Ende 2023 nun eine Ausweitung.
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