Asbest: Ein unsichtbares Erbe – auch für die Krankenkassen

Jahrzehnte nach dem Asbest-Verbot steigen die Todesfälle weiter an. Der Bundesrat erläuterte nun, welche Hürden bei der Erkennung von Asbestfolgen bestehen.

, 6. September 2024 um 08:34
image
SP-Ständerat Baptiste Hurni.
In welchem Ausmass haben sich rauchbedingte Krebserkrankungen in den letzten Jahren durch Asbest verschlimmert? Was spricht gegen eine systematische Untersuchung auf Asbest bei Thorax- oder Lungenerkrankungen?
Und: Welche Mittel zur Früherkennung der Folgen einer Asbestexposition gibt es?
Das sind drei von insgesamt sechs Fragen, die der Neuenburger SP-Ständerat Baptiste Hurni von der Landesregierung beantwortet haben will.
Den Bericht auf das entsprechende Postulat hat der Bundesrat nun vorgelegt. Er erklärt darin, dass bei einer Krebserkrankung selten genau eruiert werden könne, durch was sie konkret verursacht wurde. Es lägen deshalb auch keine Zahlen vor, wie viele der rauchbedingten Krebserkrankungen durch Asbest verschlimmert wurden.
Weiter schreibt er, Asbestfasern könnten nur durch Gewebeproben nachgewiesen werden. In einem Screening-Programm bei gesunden Personen stünden solche chirurgisch-invasiven Eingriffe in keinem Verhältnis zum Risiko.
Zur Früherkennung von Lungenkrebs gebe es ein systematisches CT-Screening-Programm. Aber: «Zur Früherkennung des Mesotheliom gibt es noch keine Screening-Methode, deren Nutzen wissenschaftlich nachgewiesen ist.»

Asbestbedingte Berufskrankheiten: 1,7 Milliarden

Der Jurist Hurni will mit seinem Postulat auch noch in Erfahrung bringen, wie stark die Krankenkassen durch die Kosten dieser Krebserkrankung belastet werden.
Dieses Unterfangen dürfte schwierig sein, da die Leistungen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) nicht nach Ursache der behandelten Erkrankungen ausgewiesen werden.
Bei der Unfallversicherung ist dies anders. So summieren sich die Kosten sämtlicher Versicherungsleistungen für asbestbedingte Berufskrankheiten seit 1984 auf 1,749 Milliarden Franken. Alleine im Jahr 2021 beziffern sich die Versicherungsleistungen auf 108 Millionen.
Der Bundesrat empfiehlt das Postulat zur Ablehnung und erklärt, weshalb asbestbedingte Todesfälle trotz des Verbots aus dem Jahr 1990 steigen. «Ein Grund liegt in der langen Latenzzeit», schreibt er. Vom Einatmen bis zum Ausbruch der Krankheit könnten vierzig oder mehr Jahre vergehen.
  • Keine Entwarnung beim Lungenkrebs. Die Zahl der Raucher sinkt seit Jahrzehnten. Warum sinkt die Quote der Lungenkrebs-Fälle nicht annähernd so klar? Und warum steigt sie bei den Frauen sogar?

  • Onkologie
  • Krebs
  • Krankenkassen
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

J&J im Zeichen der Männergesundheit

Inselspital, USZ, CHUV, LUKS, Hirslanden, KSGR: Johnson & Johnson startet die «Prostate Tour de Suisse» in sieben Schweizer Spitälern.

image

Insel-Tumorzentrum wird zum University Comprehensive Cancer Center

Die Krebsforschung der Universität Bern und des Inselspitals werden zusammengeführt.

image

Schweizerin wird Präsidentin der Medizin-Hochschule Hannover

Wechsel von Marburg nach Hannover: Denise Hilfiker-Kleiner übernimmt die Leitung der MHH im Januar.

image

Swiss Bridge Award: Eine halbe Million Franken für zwei Forschungsprojekte

Wissenschafter aus Zürich und Tübingen erhalten je 250'000 Franken für Frühphasen-Studien zur Immuntherapie.

image

Groupe Mutuel: Preisstreit mit Genfer Klinik beigelegt

Das Hôpital de La Tour und die Groupe Mutuel haben einen Dreijahresvertrag unterzeichnet. Die Helsana und die Genfer Privatklinik stehen in Verhandlungen.

image

Spital Wallis: Interimistische Chefärzte für die Onkologie

Cristina Nay Fellay und Grégoire Berthod übernehmen vorübergehend die Onkologieabteilung des Centre Hospitalier du Valais Romand.

Vom gleichen Autor

image

Der Verein Ethik und Medizin Schweiz kritisiert die Sendung «Puls»

Michel Romanens meldete der Ombudsstelle grobe Verletzungen journalistischer Sorgfaltspflicht.

image

Notfall: Wieder kommt die Bagatellgebühr aufs Tapet

Der SBK, die Stimme der Pflege, nennt drei Massnahmen als Alternative zur Notfallgebühr von 50 Franken.

image

Zweisimmen: Viele Notfälle und jetzt auch noch der Ausfall von Chirurgen

Kordula-Pia Stolzenburg, die Co-stellvertretende Chefärztin Chirurgie am Spital Zweisimmen, hat das Unternehmen vor Beendigung der Probezeit verlassen.