Ansturm auf die günstigste Kasse: Kaum vorhersehbar

Derzeit reichen die Krankenkassen die neuen Prämien für 2026 ein. Keine weiss, ob sie die günstigste ist – und im Oktober von Neukunden überrannt werden könnte.

, 7. August 2025 um 04:05
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Im Oktober wird es wieder zu vielen Wechseln kommen: Kleinere Krankenkassen sind von einem grossen Ansturm überfordert. | Gigi auf Unsplash
Die KPT hat es 2022 und die Atupri letztes Jahr erlebt: Sie boten tiefere Prämien als andere Kassen an und wurden davon überrascht, dass plötzliche Tausende von Kunden zu ihnen wechseln wollten.
Bei der KPT gingen damals innert Kürze 200'000 Anträge ein. Die Zahl der Versicherten nahm auf über 550'000 zu. Bei der Atupri waren es rund 23'000 neue Versicherte, welche den Bestand innert Kürze auf 173’000 Versicherte anwachsen liessen. Beide Kassen hatten nicht damit gerechnet und waren überfordert.
Wie bereits die KPT vor zwei Jahren, entschuldigte sich nun auch Atupri bei ihren Versicherten für die langen Wartezeiten, wie der «Tagesanzeiger» schrieb.
Ein klassischer Managementfehler? Die beiden Kassen hätten sich frühzeitig darauf vorbereiten können, dass viele Versicherte zu ihnen wechseln möchten. Könnte man meinen.

Es bleibt nicht viel Zeit zum Reagieren

Doch: Viel Vorbereitungszeit bleibt den Versicherern nicht. Derzeit müssen die Kassen ihre Prämien dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zur Genehmigung einreichen. Das BAG wacht darüber, dass die Prämien den Kosten entsprechen, die Prämienrabatte gesetzeskonform sind und dass die Versicherer über ausreichend Reserven verfügen.

Bis Ende September geheim

Das BAG hält die Prämiengenehmigungen bis Ende September unter Verschluss. Erst dann teilt es seine Entscheide mit – und zwar allen Versicherern gleichzeitig. Damit soll keiner einen Wettbewerbsvorteil erhalten. Doch es zeigt sich deswegen auch erst Anfang Oktober, ob eine Krankenkasse besonders tiefe Prämien fürs nächste Jahr anbietet. Der Ansturm von Neukunden erfolgt dann schnell und unverhofft – mit den entsprechenden Folgen.

KPT hatte dieses Jahr einen Einbruch

Die KPT musste Ende 2022 nicht nur sehr schnell viel zusätzliches Personal anstellen. Sie musste auch die gesetzlich geforderten zusätzlichen Reserven für die Neukundschaft bereitstellen. Der Kasse gelang es, ihren neu gewonnen Versichertenbestand bis 2024 zu halten. Erst 2025 sank die Zahl der Versicherten um etwa 70’000 auf rund 470'000. Immerhin: Das sind immer noch deutlich mehr Versicherte als vor dem grossen Ansturm. 2022 hatte die KPT erst 357’000 Versicherte.
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