«Keine Verunsicherung der Frauen»: Kassen kritisieren Radiologen

Der neue Arzttarif weckt Sorgen: Radiologen und Krebsgesellschaften warnen vor einem Abbau bei Brustkrebs-Screenings. Nun nimmt Prio.Swiss entschlossen Stellung.

, 17. Juli 2025 um 14:36
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Bild: National Cancer Institute / Unsplash
«Die Krankenversicherer unterstützen Brustkrebs-Screenings und fordern gleichzeitig die Radiologen auf, ihre medizinische Verantwortung wahrzunehmen»: So beginnt eine Mitteilung, mit der sich Prio.Swiss Stellung äussert zur Debatte um die Finanzierung der Mammographie-Vorsorge. Der Versicherer-Verband und die Einkaufsgemeinschaften bestätigen darin ihre Unterstützung für solche Früherkennungsprogramme: Man werde sich weiterhin an deren Finanzierung beteiligen.
Aber: Der neue ambulante Arzttarif gelte ab Januar für alle ärztlichen Leistungen im Rahmen der Grundversicherung – und somit auch für die radiologischen Leistungen. Er bilde deren wirtschaftliche Realität angemessen ab.
Obendrein bestünden für Brustkrebs-Screeningprogramme Zusatzvereinbarungen, in denen die Einzelheiten der Umsetzung dieser Programme geregelt sind.

«Unverständlich»

Die Krankenversicherer seien bereit, angemessene Lösungen in den Verträgen zu suchen – dies habe man den Krebsligen und Kantonen frühzeitig signalisiert: «Die Krankenversicherer werden sich für die Suche nach guten Lösungen einsetzen, die im Interesse der Patientinnen und Versicherten liegen. Sie rufen die betroffenen Akteure dazu auf, sich konstruktiv an den Diskussionen zu beteiligen.»
Dabei reichen die Kassen den Ball vor allem weiter an die Radiologen: Deren Kritik sei «unverständlich».
Schliesslich sei Tardoc vom Ärzteverband mitentwickelt und vom Bundesrat genehmigt worden. Gewisse Verschiebungen – weg von den Spezialisten, hin zu den Grundversorgern – seien bekannt und gewollt. «Die Radiologen sollten nun nicht die bedeutenden Screeningprogramme instrumentalisieren und diese dazu verwenden, um zu versuchen, diese Anpassungen rückgängig zu machen. Sie tragen mit ihrer aktuellen Diskussion zu einer unnötigen Verunsicherung der betroffenen Bevölkerungsgruppe, Kantone und Krebsligen bei.»

Warten auf SGR

Vielmehr sollten sie Hand bieten, ihre Verträge mit den Krebsligen und Kantonen anzupassen. Weiter erinnert der Versicherungsverband die Radiologen ans korrekte Vorgehen: Wenn eine Fachgesellschaft Anpassungen will, kann sie diese bei der Tariforganisation OAAT beantragen.
Auf diesem Wege wurde die Gesellschaft für Radiologie allerdings noch nicht tätig. Dies äusserte jedenfalls Rémi Guidon, der Geschäftsführer der Tariforganisation OAAT, gegenüber der «Aargauer Zeitung»: «Über das ordentliche Antragsverfahren ist bis heute kein Antrag eingegangen, die Vergütung der Brustkrebs-Screenings zu ändern.»
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