«Die meisten Spitäler sind krass unterfinanziert»

Werner Kübler, der frühere Chef des Universitätsspitals Basel, schlägt als Swica-Präsident versöhnliche Töne an – und warnt vor den Folgen einer zu lange blockierten Tarifentwicklung.

, 6. Juli 2025 um 23:12
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23. Juni 2025: Werner Kübler (re.) nach der Wahl zum VR-Präsidenten der Swica mit dem ebenfalls neugewählten Verwaltungsrat Beat Imhof (li.) |  Bild: PD
«Die meisten Spitäler sind heute krass unterfinanziert. Es ist unverständlich, wieso die Versicherer so lange auf der Bremse standen»: Diese Aussage stammt vom Chef der drittgrössten Krankenkasse im Land.
Werner Kübler wurde vor wenigen Wochen zum Präsidenten der Swica gewählt – nachdem er zuvor 17 Jahre lang das Universitätsspital Basel geleitet hatte. Nun gab er sein erstes Interview als Versicherungs-Manager.
Die Tarifpartnerschaft zwischen Krankenversicherern und Spitälern und Ärzteschaft habe bislang «nur unbefriedigend funktioniert, sagte er in den CH-Media-Zeitungen. Dass die Tarife so lange stagnierten, sei für ihn das «Symptom einer nicht funktionierenden Partnerschaft», so Kübler: «Ich kann den Unmut der Spitäler verstehen. Sie haben viel Energie investiert, um die Tarife minimal zu bewegen. Doch die Erhöhung kommt drei Jahre zu spät. Ein Spital erzielt in der Grundversicherung keine Margen. Es kann darum eine solche Kostensteigerung über Jahre nicht einfach wegstecken.»

«Brandgefährlich»

Dass die Spitäler ineffizient arbeiteten, stimme nur bedingt: «Vielleicht ist noch mehr Effizienz möglich. Gleichzeitig ist es brandgefährlich, über den Kostendruck eine ganze Branche an den Abgrund zu drängen.» Die Spitäler würden ihre Hausaufgaben machen und führten ein Effizienzprogramm nach dem anderen durch: «Ein nächster Effizienzschritt folgt für viele, wenn sich die Digitalisierung endlich auszahlt.»
Kurz: Werner Kübler erweckt im CH-Media-Gespräch den Eindruck, dass ihn die Erfahrung des Spitalmanagers weiterhin stark prägt. Er selber sieht sich als Brückenbauer: «Um gute Lösungen für die Patientinnen und Patienten zu entwickeln, braucht es endlich eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Krankenversicherern und den Spitälern, Ärzten und auch anderen Leistungserbringern.»
Als Beispiel solch einer Zusammenarbeit nennt er die «Patient Empowerment Initiative», bei der Swica und das Universitätsspital Basel zusammenarbeiten und Behandlungen nach Qualität vergüten: Die von den Patienten berichtete Qualität bestimmt den Preis der Leistung mit. «Finanziert wird das Entschädigungsmodell über eine leicht variable Baserate.»
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