Assistenzärzte kündigen Vertrag mit Zürcher Kliniken

Der Verband Zürcher Assistenz- und Oberärztinnen löst den Gesamtarbeitsvertrag für Assistenzärzte und Assistenzärztinnen mit dem Kanton Zürich und den vier kantonalen Kliniken auf.

, 4. April 2023 um 08:56
image
Der VSAO erachtet es als sinnvoll, den Vertrag nach fast zwanzig Jahren zu kündigen. | Unsplash
Auf Ende Jahr ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die Assistenzärzteschaft mit dem Kanton Zürich und den vier kantonalen Kliniken vorerst Geschichte. Betroffen sind das Universitätsspital Zürich (USZ), das Kantonsspital Winterthur (KSW), die Psychiatrische Uniklinik (PUK) und die Integrierte Psychiatrie Winterthur (IPW).
Hauptgrund ist die Höchstarbeits-Zeitgrenze von 50 Stunden pro Woche. Diese Sollarbeitszeit sei im Rahmen der Dienstplanung weder zeitgemäss noch sinnvoll, teilt der Verband Zürcher Assistenz- und Oberärztinnen (VSAO) am Dienstag mit. Zudem werde die vorgeschriebene Weiterbildungszeit innerhalb der Arbeitszeit derzeit vielerorts ungenügend umgesetzt.

Zurückhaltung bei den Spitälern?

Der Verband habe im vergangenen Dezember die Spitäler und Kliniken um Neuverhandlungen gebeten, heisst es. Grundsätzlich sei die Bereitschaft für Sondierungsgespräche übermittelt worden – «mit einer gewissen Zurückhaltung verbunden», wie der Berufsverband schreibt.
Für den VSAO Zürich – mit seinen rund 5000 Mitgliedern – sei daher der ursprüngliche Zweck des GAV, die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den Sozialpartnern und die Festlegung von zeitgemässen Anstellungs- und Arbeitsbedingungen, nicht mehr ersichtlich.

Verband hofft auf eine Nachfolgelösung

Nichtsdestotrotz sei der Verband weiterhin an konkreten Gesprächen um GAV-Neuverhandlung interessiert, heisst es weiter. Man hoffe nach wie vor darauf, im Verlauf dieses Jahres eine gute Nachfolgelösung erarbeiten zu können. Diese würd im Idealfall den bestehenden Gesamtarbeitsvertrag per Anfang 2024 ablösen.
Das Thema Arbeitszeit in Spitälern ist immer wieder präsent. Erst vor ein paar Tagen forderten zwei Zürcher Gemeinderäte eine Reduktion der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden für Assistenzärzte, wie auch Medinside berichtete.
  • universitätsspital zürich
  • ärzte
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Medizinstudium in der Schweiz: Für Deutsche ein Traum

In der Schweiz Medizin studieren: das würden viele Deutsche gerne. Doch die Hürden sind für die meisten zu hoch.

image

Warum Chirurgen mehr AC/DC- Musik hören sollten

Ein neuer Radiosender mit künstlicher Intelligenz-Funktion soll angeblich helfen, die chirurgische Genauigkeit und Effizienz zu verbessern.

image

Hausarztpraxiskette in Verruf – eine rechtliche Einordnung von Vergütungen an Arztpraxen

Ein Ziel der Revision des Heilmittelgesetzes (HMG) war, klare Regeln festzulegen, unter welchen Voraussetzungen Vergütungen an Arztpraxen zulässig sind. Ein aktueller Fall bietet Anschauungsunterricht und zeigt, dass bei Zahlungen an Arztpraxen nach wie vor viele Unklarheiten bestehen.

image

«Die Arbeit wird als immer belastender empfunden»

Die hohen Arbeitszeiten bei Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzten führen dazu, dass sie sich deswegen immer häufiger müde, ausgelaugt und erschöpft führen. Dies zeigt die neueste Befragung des Berufsverbands VSAO.

image

So bekämpft der Kanton Thurgau den Hausarztmangel

Mit finanziellen Anreizen will der Regierungsrat die Versorgungslücke im Bereich der Hausarztmedizin schliessen.

image

Schularzt weist Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück

Im Kanton Neuenburg wird derzeit ein Fall eines Kinderarztes verhandelt. Für die mutmasslichen Opfer soll es sich um unangemessene Berührungen handeln, für den Mediziner war es Teil der Untersuchung.

Vom gleichen Autor

image

Fernüberwachung hat keine Spitaleintritte verhindert

Eine neue Studie zeigt: Das Überwachen von Patienten mit Herzinsuffizienz per Telemonitoring führte weder dazu, dass sie seltener ins Spital mussten, noch verlängerte es ihre Lebensdauer.

image

Ein Warnruf der fünf Universitätsspitäler

Die Universitätsspitäler in der Schweiz sind gemäss eigenen Angaben in ernsthafter finanzieller Gefahr. Die Chefs der fünf Häuser drücken ihre Besorgnis mit Nachdruck und überraschend deutlichen Worten aus.

image

Neuer Chefchirurg für das Neuenburger Spitalnetz

Marc-Olivier Sauvain übernimmt die Leitung der Chirurgie beim Réseau Hospitalier Neuchâtelois.