«Wir dokumentieren doppelt und dreifach»: Wo Ärzte mit mühsamer IT kämpfen

Dokumentation und unzureichende Schnittstellen belasten den Spitalbetrieb massiv: Dies zeigt Umfrage des VSAO. Für Frust sorgen Medikamenten-Management und Registerpflichten.

, 24. Februar 2025 um 01:54
letzte Aktualisierung: 6. Juni 2025 um 06:12
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KI-Symbolbild: Medinside (mit Midjourney).
Die administrative Belastung des medizinischen Personals ist ein Dauerproblem, bei dem sich nur langsam etwas zum Besseren bewegt. Wenn überhaupt.
Denn das Problem steckt in zahlreichen Details. Um solche ärgerlichen und überflüssigen bürokratische Details zu erkennen, startete der Verband VSAO im Spätsommer 2023 eine entsprechende Umfrage unter seinen Mitgliedern.
Und nun folgte der nächste Schritt: In einer zweiten Umfrage suchte der Assistenz- und Oberärzteverband nach konkreten Verbesserungsmöglichkeiten. Die Ergebnisse sind jüngst erschienen – mit Antworten von über 500 Personen, davon gut 50 Prozent Assistenzärztinnen und -ärzte sowie rund 25 Prozent Oberärztinnen und -ärzte.
  • VSAO-Umfrage: Bürokratie in den Spitälern II, Februar 2025.
Heraus kam, dass immer noch etwa ein Drittel der Befragten kein (nach eigener Einschätzung) hilfreiches Diktiertool hat. Ebenfalls etwa ein Drittel beurteilte allgemein die IT-Ressourcen am Arbeitsplatz als ungenügend.
Als heikler Punkt erscheint insgesamt die Erfassung von Medikamenten: Hier bekundeten über 60 Prozent der Befragten, dass das entsprechende System bei ihnen ineffizient sei, dass man zu viele Klicks brauche – und dass das Erfassen von Medikamenten, die im Spital oder System nicht vorhanden sind, mühsam sei.
Weiter denken knapp zwei Drittel der Antwortenden, dass sie eindeutig zu viel dokumentieren müssen. Als Grund dafür wurden am häufigsten «fehlende einheitliche Vorgaben für die Erfassung von Informationen und Angaben» genannt – ferner die Tatsache, dass die Erfassung eines Eintrags im System ineffizient sei (je 55 Prozent). Oft erwähnt wird zudem die Defensivdokumentation, also der Druck durch Vorgesetzte, viel und ausführlich zu dokumentieren (45 Prozent), ferner auch fehlende Schnittstellen im System, weshalb Informationen mehrfach erfasst werden müssen (40 Prozent).
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Grafik: VSAO, aus d. zitierten Umfrage
«Bei den offenen Antworten kam sehr häufig der Hinweis, dass immer mehr Berichte für Krankenkassen und Versicherungen sowie Arztzeugnisse angefordert werden», kommentiert Philipp Thüler, VSAO-Leiter Politik und Kommunikation, weitere Ergebnisse im «VSAO Journal»: «Auch die Register (Stroke-, Krebs-, Todesfallregister usw.), die oft zusätzlich von Hand auf Papier ausgefüllt werden müssen, kamen oft zur Sprache.»
Wenig erstaunlich ist, dass die Ärztinnen und Ärzte vielfach ein nationales Patientendossier wünschen, auf das alle Kliniken zugreifen können.
In der Umfrage gab ein Drittel der Antwortenden an, dass an ihrem Spital mehrere Klinikinformationssysteme im Einsatz sind – und wo dies der Fall ist, sind diese KIS oft nicht miteinander kompatibel: Vier von fünf Personen, die in einem solchen Spital arbeiten, berichteten dies.
«Röntgenbilder, die vom hausinternen internistischen Dienst gemacht werden, müssen per Mail auf Anfrage angefordert werden, wenn man diese ansehen möchte.»  Antwort in der VSAO-Umfrage
Grundsätzlich wünschten die Befragten, dass sie bei den Prozessen mit den KIS weniger Klicks benötigen; sie möchten Standardprozesse, die sich mit einem Klick erfassen lassen (70 Prozent). Wichtig seien ebenfalls bessere Schnittstellen, damit dieselben Informationen nicht mehrfach erfasst werden müssen (62 Prozent).
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Grafik: VSAO, aus d. zitierten Umfrage
«Verabreichte Chemotherapie wird im Verlauf durch Ärzte dokumentiert, durch Pflege im KIS und von Ärzteseite nochmals in einem extra entwickelten System. Schlimmstenfalls muss man also an drei Orten schauen, ob alles synchronisiert ist und wo der Patient gerade steht», so eine beispielhafte Antwort. Und weiter: «Im Rahmen der Digitalisierung wurden immer mehr Tools eingeführt, die zu deutlicher Mehrarbeit geführt haben oder untereinander nicht kompatibel sind.»
Reportage über die Arbeitswelt von Assistenzärztinnen und -ärzten in der Romandie:

«Médecins assistants: La grande désillusion». RTS, «Temps Présent», 20. Februar 2025. Dauer: 20 Minuten.



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