Unser Gesundheitssystem ist krank – Lösungsvorschläge zur Heilung

Unser Gesundheitswesen ist krank! Die Kosten steigen überdurchschnittlich, was zu einer höheren Belastung von uns Prämienzahlerinnen und Prämienzahlern führt. Die Prämienlast ist für viele und insbesondere für junge Familien zu hoch. Es braucht endlich griffige liberale Massnahmen!

, 16. September 2022 um 09:01
image
Die Ursachen der Krankheit des Gesundheitswesens sind vielseitig:
Erstens: Es existiert ein Fehlanreiz, der zum Überkonsum von Leistungen führt. Einerseits, weil es nur wenig Transparenz über die Kosten gibt. Andererseits, weil in der Grundversicherung der Grossteil der Kosten von der Allgemeinheit bezahlt wird. Weiter finden zu viele unnötige Behandlungen statt.
Zweitens: Die Krankenkassen müssen heute jede Leistung in der Grundversicherung übernehmen, unabhängig davon, ob die Qualität gut ist oder nicht. Es findet kaum ein Wettbewerb unter den Erbringern von Gesundheitsleistungen statt. In der Konsequenz heisst dies: Wir befinden uns weitgehend in einer Planwirtschaft.
Drittens: Es fehlt eine Gesamtschau. Massnahmen werden in Silos getroffen. Verschiedene Tarife im Bereich der Ärzte und ambulanter Versorgung sind veraltet und vor allem nicht wettbewerbsfähig.
Um das Gesundheitswesen fit für die Zukunft zu machen, braucht es dringend liberale Reformen, welche die Eigenverantwortung stärken, mehr Wettbewerb zulassen und die Qualität verbessern. Konkret heisst dies:
Erstens: Der Vertragszwang gehört zugunsten des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs aufgehoben. Die Leistungen der Erbringern von Gesundheitsdienstleistern muss unabhängig und regelmässig nach deren Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit gemessen werden. Krankenkassen sollen die Möglichkeit haben, Anbieter, welche eine ungenügende Leistung erbringen, von der Vergütung auszuschliessen.
Zweitens: Die Eigenverantwortung gehört gestärkt. Patienten sollen vor ihrem Untersuch Bescheid über die möglichen Kostenfolgen erhalten, um so eine Vergleichbarkeit von Leistungen zu erhalten. Zudem soll eine Erhöhung der maximalen Franchise dazu führen, dass diejenigen, welche weniger Kosten für die Allgemeinheit verursachen, entlastet werden.
Drittens: Systemische Fehlanreize gehören beseitigt. Die Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen muss einheitlich geregelt werden. So gibt es keinen Anreiz mehr für teure, unnötige Behandlungen im stationären Bereich. 
Viertens: Das Gesundheitswesen gehört konsequent digitalisiert. Heute gibt es im Gesundheitswesen noch viel zu viel Papier. Um an Effizienz und Effektivität zu gewinnen, braucht es dringend ein digitales Ökosystem, in dessen Mittelpunkt der Mensch steht. Wichtig ist, dass dieser den Zugriff auf seine Daten selbst steuern und so immer einen Gesamtblick auf die eigene Gesundheit haben kann.
Ich bin davon überzeugt: Mit diesen liberalen Reformen gelingt es uns, die Kosten im Gesundheitswesen bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität zu senken.
  • politik
  • Andri silberschmidt
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Bundesrat: Mehr Massnahmen gegen ärztliche Gefälligkeitszeugnisse unnötig

«Ein Generalverdacht gegenüber der Ärzteschaft wäre verfehlt», findet der Bundesrat. Er will nicht intensiver gegen falsche Arztzeugnisse vorgehen.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Eingebildete Explosionen und teure Luftschlösser

Jedes Jahr gibt es dieselbe Diskussion über steigende Gesundheitskosten. Und jedes Jahr die gleichen Rezepte: Einheitskasse, mehr Staat, Pauschalbudgets. Diesmal alles auch in Buchform.

image

Spitallisten: Druck auf Kantone nimmt zu

Wie der Ständerat macht auch der Nationalrat Druck, damit die Kantone die Spitalplanung und die Leistungsaufträge aufeinander abstimmen.

image

Medikamente: Nationalrat lehnt einfachere Zulassung ab

Im Unterschied zum Ständerat will der Nationalrat nichts wissen von einer erleichterten Einfuhr patentabgelaufener Medikamente.

image

Ärzte aus der EU: Hier droht ein Regelkonflikt

Darf die Schweiz von EU-Ärzten auch in Zukunft noch Sprachkenntnisse und Erfahrung verlangen? Die SVP will dazu Antworten vom Bundesrat.

image

Gesundheitsverbände bauen politischen Druck auf

Mit einer Grossdemonstration machen Berufsverbände und Gewerkschaften im November ihre Forderungen sichtbar. Sie pochen auf mehr Personal und eine solidere Finanzierung von dessen Ansprüchen.

Vom gleichen Autor

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Staatsmedizin light? Lohndeckel sind das falsche Signal

Die Politik will in die Lohnstrukturen des Gesundheitswesens eingreifen. Gerade angesichts des Ärztemangels wäre das ein riskanter Schritt hin zur zentralistischen Steuerung.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Es braucht mehr Wettbewerb bei den Laboranalysen

Ärztetarife werden ausgehandelt – aber bei den medizinischen Labors legt der Staat die Preise fest. Warum? Und vor allem: Wie lange noch?

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Koordinierte Netzwerke stärken statt verstaatlichen

Es braucht keinen neuen Leistungserbringer «koordinierte Versorgung». Zuerst sollten wir die bereits beschlossenen Kostendämpfungs-Massnahmen wirken lassen.