Unispital Basel kauft Claraspital – und spart sich Neubau

Das Universitätsspital Basel übernimmt das Claraspital – und verzichtet im Gegenzug auf den Neubau des Klinikums 3.

, 8. Juli 2025 um 07:12
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St. Claraspital Basel. Bild: zvg
Das Universitätsspital Basel übernimmt vom Kloster Ingenbohl die St. Claraspital AG sowie weitere Gesellschaften. Geplant ist unter anderem der Aufbau eines Comprehensive Cancer Centers im Claraspital.
Das USB verzichtet im Zuge der Integration auf den ursprünglich vorgesehenen Neubau des Klinikums 3.
Wie die beiden Häuser in einer gemeinsamen Medienmitteilung schreiben, übernimmt das USB neben dem Spital auch die St. Clara Infra AG, die St. Clara Forschung AG sowie Mehrheitsbeteiligungen an der Clarunis AG und am Begegnungszentrum Cura AG.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Verwaltungsräte beider Häuser sowie die Regierung des Kantons Basel-Stadt haben der Transaktion zugestimmt; sie muss noch durch die Wettbewerbskommission bewilligt werden.
Das Kloster Ingenbohl hatte sich wegen der Überalterung der Schwesterngemeinschaft entschieden, die Trägerschaft des Claraspitals abzugeben. Mit dem Verkauf werde «die Weiterführung des Spitals mit seiner beinahe 100-jährigen Geschichte gesichert», heisst es in der Mitteilung.

Comprehensive Cancer Center

Der Zusammenschluss der beiden Häuser schaffe neue Perspektiven für Forschung, Lehre und medizinische Versorgung, so ein weiteres Argument. Das Comprehensive Cancer Center soll onkologische Leistungen – von der Diagnostik über die Behandlung bis zur Nachsorge – unter einem Dach bündeln. Weiter wird die Viszeralmedizin ausgebaut.
Die Notfallversorgung am Standort Claraspital bleibt bestehen: Sie wird künftig gemeinsam mit dem interdisziplinären Notfallzentrum des USB betrieben.
USB und Claraspital betonen ihren gemeinnützigen Auftrag. Die enge Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, dem Institut für Pflegewissenschaft sowie Partnern aus dem Life Sciences Cluster werde weiter vertieft.

Kein Klinikum 3

Die Übernahme biete eine Gelegenheit, bestehende Spitalinfrastrukturen zu bündeln, Synergien zu nutzen und medizinische Angebote gezielt weiterzuentwickeln, heisst es in der Mitteilung. Vor diesem Hintergrund werde das USB vollständig auf den ursprünglich geplanten Neubau des Klinikums 3 verzichten.
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Erst musste der Turm weg, jetzt alles: Ursprungs-Projekt des «Klinikum 3», Visualisierung.
Das Milliardenprojekt «Campus Gesundheit» war wegen seiner hohen Kosten immer wieder in die Kritik geraten. Bereits im Februar hatte das USB angekündigt, auf den markanten Turm des Klinikums 3 zu verzichten – ein Entscheid, der Einsparungen von rund 200 Millionen Franken bringen soll.
Für den ursprünglich von Herzog & de Meuron geplanten Neubau waren Gesamtkosten von 400 bis 500 Millionen Franken veranschlagt worden. Das gesamte Projekt «Campus Gesundheit» ist derzeit mit rund 1,7 Milliarden Franken budgetiert.
  • Im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftete das Claraspital bei einem Gesamtertrag von knapp 255 Millionen Franken einen Jahresverlust von 0,38 Millionen Franken. Die Ebitdar-Marge lag stabil bei 12,2 Prozent. Das USB erzielte 2024 einen Jahresgewinn von 200’000 Franken und konnte sich damit vom Vorjahresdefizit von - 46 Millionen Franken erholen. Auf Konzernebene resultierte ein Verlust von 2,6 Millionen Franken – nach minus 50 Millionen Franken im Jahr 2023. Der Nettoumsatz stieg um 5,2 Prozent auf 1,45 Milliarden Franken.
  • Durch den Zusammenschluss wird das Universitätsspital Basel künftig mehr als 55'000 stationäre Patientinnen und Patienten pro Jahr betreuen.
  • Im «Newsweek»-Ranking der «World's Best Hospitals» 2025 belegt das USB national den zweiten Platz (weltweit Rang 12), das Claraspital rangiert auf Platz sieben in der Schweiz (weltweit Rang 124).


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