Tuberkulose: Fälle in der Schweiz haben «deutlich abgenommen»

366 Fälle wurden 2021 in der Schweiz gemeldet – 2016 waren es fast doppelt so viele. Verbessert werden müssen laut BAG die Behandlungen.

, 24. Oktober 2022 um 11:06
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| Symbolbild Freepik
Die Tuberkulose (TB) war einst die gefürchtetste Infektionskrankheit der Welt. Während arme Menschen am Häufigsten davon betroffen waren, liessen sich gut betuchte Schweizerinnen und Schweizer in diversen Höhenkliniken von der Lungenerkrankung therapieren. Die gefährliche Infektionskrankheit, die durch die pathogene Spezies Mycobacterium-tuberculosis-Komplex verursacht wird, wütete Jahrzehnte lang weiter:
Gemäs einem jährlichen Tuberkulosebericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten sich 2019 weltweit 10 Millionen Menschen mit TB angesteckt; 1,4 Millionen verstarben daran.
Nur ein Jahr später wurde das TB-Bakterium von einem Virus überholt: dem Sars-CoV-2-Virus. Bis Mitte Oktober hatten sich 38 Millionen infiziert, aber «nur» eine Million Infizierte waren mit oder wegen Covid gestorben.

Schweiz: Daten und Fakten

TB ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit. In der Schweiz ist die Anzahl der Fälle seit 2016 im Vergleich zu den Vorjahren «deutlich rückläufig», schreibt das Bundesamt für Gesundheit im aktuellen Bulletin (43): 2016 wurden 623 Fälle gemeldet, 2021 waren es noch 366. Somit sei die Tuberkulose in der Schweiz eine seltener werdende Krankheit.
Dies beobachte man sowohl bei Personen mit Herkunft aus der Schweiz respektive Liechtenstein als auch aus dem Ausland. Die seit mehreren Jahren beobachtete Zunahme der Fälle mit unbekannter Herkunft sei auf fehlende klinische Befunde zurückzuführen.
Tuberkulosebakterien werden mit den Wirkstoffen Isoniazid und Rifampicin behandelt: Resistenzen sind laut dem BAG selten.

Behandlungen: Ärzte in der Pflicht

Verbesserungspotential sieht das BAG im Anteil der erfolgreichen Behandlungen: der Prozentsatz liegt unter 85. Aus diesem Grund wurde die Meldeverordnung per 1. Januar 2022 entsprechend angepasst:
Neu muss die behandelnde Ärzteschaft das Behandlungsresultat von sich aus dem kantonsärztlichen Dienst des Wohnkantons des Patienten melden.
Erfolgt dies nicht spontan, müssen diese Meldungen wie bis anhin durch den kantonsärztlichen Dienst eingefordert werden.
Ebenso neu ist, dass der Wechsel von Standardmedikamenten wie auch der Wechsel des Wohnkantons der Patienten gemeldet werden sollen.

TB weltweit heute

Gemäss aktuellen Zahlen der WHO erkrankten 2020 weltweit 9,9 Millionen Menschen an TB; 1,5 Millionen Menschen starben daran. Damit ist und bleibt TB eine der tödllichsten Krankheiten auf der Welt.
Und: TB bleibt weiterhin eine Erkrankung unter armen Menschen. Die Hälfte aller Menschen, die daran erkranken, leben in den folgenden acht Ländern: Bangladesch, China, Indien, Indonesien, Nigeria, Pakistan, Philippinen und Südafrika.
  • ärzte
  • bundesamt für gesundheit
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