Triemli: IT-Leiter steckte 3,5 Millionen in die eigene Tasche

Er finanzierte damit seinen ausschweifenden Lebensstil. Ihm droht eine Haftstrafe. Für den geplanten Prozess Ende Februar liess er sich dispensieren.

, 5. März 2024 um 07:42
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Ein IT-Leiter hatte das Stadtspital Triemli um 3,5 Millionen Franken betrogen. Ihm droht eine Haftstrafe. | PD
Ein ehemaliger IT-Leiter des Zürcher Triemli-Spitals muss sich vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Er hatte gemäss der Anklage im Namen des Spitals Geräte im Wert von 3,5 Millionen Franken eingekauft und die Ware – vor allem Festplatten – weiterverkauft.
Die Anklage fordert wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Ur­kun­den­fälschung und Geldwäscherei eine Freiheitsstrafe von 36 Monaten. Neun Monate davon soll der ehemalige IT-Leiter des Spitals absitzen. Die restlichen 27 Monate soll er bedingt erhalten, mit einer Probezeit von drei Jahren. Dazu kommt eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 90 Franken.
Der Prozess wird im abgekürzten Verfahren geführt, wie aus der Anklage­schrift hervorgeht. Das bedeutet, dass der 39-jährige Schweizer Informatiker geständig ist und der Urteilsvorschlag der Staatsanwaltschaft auch zum endgültigen Urteil werden dürfte.

Spital fordert Geld zurück

Die nächsten Jahre dürften für den Informatiker auch finanziell schwierig werden. Das Spital, respektive die Stadt Zürich, fordert insgesamt 3,5 Millionen Franken zurück. Gemäss der Anklage hat der ehemalige IT-Leiter die Forderung seines ehemaligen Arbeitgebers anerkannt.
Der Beschuldigte arbeitete seit 2006 beim Stadtspital Triemli, zuletzt als Leiter IT-Betrieb und als Stabsmitarbeiter der IT. Zu seinen Aufgaben gehörte auch der Einkauf. Ab dem Jahr 2014 habe er dabei im grösseren Stil in seine eigene Tasche gewirtschaftet, so der Vorwurf.
Dafür bestellte er laut Anklage bei verschiedenen Onlinehändlern über 5800 Festplatten und 100 Mobiltelefone. Der Gesamtwert dieser Waren betrug rund 3,5 Millionen Franken. Geliefert wurden die Geräte jeweils direkt an seinen Arbeitsplatz oder die Waren kamen ins Zentrallager des Spitals.
Von dort aus habe er die Produkte weiterverkauft. Mit dem Geld habe er sein Leben und das seiner Lebensgefährtin finanziert. Auf deren Namen habe er sich auch mehrere Häuser in der Ukraine gekauft, heisst es weiter.

70 Rechnungen gefälscht

Damit beim Spital niemand misstrauisch wurde, fälschte er rund 70 Rechnungen. So sah es gemäss der Anklage auch so aus, als ob die bestellten Produkte tatsächlich im Spital zum Einsatz gekommen sind.
Der Beschuldigte habe gewusst, dass keine Einzelkontrolle gemacht werde, nur schon wegen des Umfangs der Warenbestellungen. Zudem hätte das Spital wegen des jahrelangen Vertrauensverhältnisses keinen Anlass gehabt, seine Angaben anzuzweifeln.
Der für Ende Februar, angekündigte Prozess gegen den ehemaligen IT-Leiter des Zürcher Triemli-Spitals wurde kurzfristig abgesagt. Der Beschuldigte liess sich aus medizinischen Gründen dispensieren. Ein neues Verhandlungsdatum steht derzeit noch nicht fest.
  • Dieser Beitrag erschien erstmals im Branchenmagazin «Inside IT»

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