Swiss HealthAssist: HIN bringt KI ins Sprechzimmer

Die Künstliche Intelligenz protokolliert Patientengespräche, erarbeitet Berichte und übernimmt Routineaufgaben einer Praxis. Entscheidend wird die Frage, wie die Integration in heutige Systeme klappt.

, 15. August 2025 um 13:53
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«Anna», der Avatar, der das HIN-Angebot erklärt.
Mit Swiss Healthassist starten das Praxis-Informatikunternehmen HIN und das Startup AlpineAI eine KI-Lösung, die das Gesundheitspersonal stark entlasten soll – von der Dokumentation über die Literatur- und Leitlinienrecherche bis hin zur Prozessautomatisierung. Der Zugang erfolgt über das vertraute HIN-Login: Das Angebot ist derzeit greifbar für HIN-Mitglieder, zu einem Preis von 90 Franken pro Monat.
Nach dem Login bietet Swiss Healthassist eine simple weisse Eingabemaske, links oben einige Rubriken: Wer mit ChatGPT oder Perplexity arbeitet, kennt dieses Bild.
Danach, bei der Anwendung, kann man beispielsweise Patientengespräche aufnehmen und protokollieren, Berichte erarbeiten (zum Beispiel an die Krankenkassen), man kann sich informieren (zum Beispiel, indem man die KI Leitlinien durchsuchen lässt). Oder man kann eigene KI-Agenten entwickeln, also Programme, welche bestimmte Aufgaben routinemässig übernehmen; dies ist allerdings noch nicht vollständig eingebaut.
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Startseite von Swiss Healthassist

«Willkommen in der Zukunft der Therapiearbeit», begrüsst einen der Avatar, mit dem das KI-Angebot vorgestellt wird.
«Die KI soll die Ärzteschaft als Werkzeug unterstützen, und zwar auf drei Ebenen: Erstens bei der Dokumentation. Zweitens beim Zugriff auf komplexe medizinische Inhalte, etwa um sich einen raschen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu verschaffen. Drittens bei der Prozessautomatisierung mittels KI-Agenten»: So erklärt Lucas Schult, der CEO von HIN, den Anspruch in einem Interview mit dem Fachportal «Inside IT».
Wobei das lokale Hosting ein Hauptargument der Anbieter ist – alle Daten von Swiss Healthassist bleiben in der Schweiz. Zusammen mit der Vertrauensbasis der Ärztefirma HIN sowie dem Versprechen, sich an die helvetischen Datenschutznormen zu halten, bietet sich hier Alleinstellungsmerkmal.
In einer ersten Phase fokussieren HIN und AlpineAI wir auf Psychotherapeuten. Grundsätzlich sind alle Ärzte, Psychotherapeuten, Zahnärzte und weitere Fachpersonen des Gesundheitswesens das Zielpublikum. HIN-Chef Lucas Schult kündigt im «Inside IT»-Interview an, dass das Angebot dereinst auch anderen Akteuren zur Verfügung gestellt wird: «Wir schliessen hier also niemanden aus.» Offenbar wird der Einbau in möglichst viele Praxis- und Kliniksoftware-Systeme angestrebt.
Noch ist unklar, wie leistungsfähig die KI in der medizinischen Tiefe ist – werden Leitlinien und Dokumente korrekt gedeutet? Halluziniert die AI? Und spannend wird die Frage, gut die Integration in bestehende Praxisinformationssysteme im Alltag funktioniert.
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