Spitex Schweiz braucht mehr Geld und stellt Forderungen an den Bund

Die finanzielle Situation in der ambulanten Pflege ist angespannt. Gründe sind die Teuerung und die zunehmende Komplexität der Fälle. Die Spitex macht Druck in Bern.

, 14. März 2023 um 12:54
image
Die Nachfrage nach Spitex-Leistungen steigt seit Jahren stark. | Symbolbild Freepik
Die personelle Situation bereitet auch in der ambulanten Pflege Sorgen. Denn die Nachfrage nach Spitex-Leistungen steigt seit Jahren stark und kontinuierlich, entsprechend akzentuiert sich der Fachkräftemangel.
Im Rahmen der Pflegeinitiative hat der Bundesrat Ende Januar eine zweite Etappe mit einem Massnahmenkatalog skizziert. «Einige Massnahmen zielen in die richtige Richtung – zu wenig berücksichtigt wird eine stärkere Finanzierung der Pflege», schreibt die Spitex Schweiz in einem Communiqué.

Beiträge reichen nicht aus

Die finanzielle Situation in der ambulanten Pflege sei bereits heute angespannt, heisst es. Gründe sind die Teuerung und die zunehmende Komplexität der Fälle.
«Aus den aktuellen Beiträgen können nicht mehr Mittel zur Stärkung der Arbeitsbedingungen eingesetzt werden, wie es der Bundesrat fordert», gibt die Spitex zu bedenken.
Der Bundesrat schlage zur Finanzierungsfrage einzig einen Runden Tisch mit den Leistungserbringern und den Kantonen vor, mit dem Ziel mehr Mittel aus den aktuell gültigen Tarifen für die Pflege einzusetzen.

Kein DRG oder Ärztetarif

Das Problem: In der ambulanten Spitex-Pflege gibt es kein Tarifsystem wie die DRG spitalstationär oder den Ärztetarif. Die Finanzierung setzt wie folgt zusammen:
  1. OKP-Beitrag; diesen legt das EDI (Eidg. Departement des Innern) fest.
  2. Beitrag der Patientinnen und Patienten; diesen legt das Parlament fest.
  3. Kantonsbeitrag; dieser wird im Rahmen der Restfinanzierung durch den Kanton (in einigen Kantonen durch die Gemeinden) festgelegt.

Die Forderungen

«Um die ambulante Pflege sicherzustellen, braucht es genügend Personal, aber auch genügend finanzielle Mittel, um die Teuerung auszugleichen und bessere Arbeitsbedingungen zu gewähren.»
Nun fordert die Spitex Schweiz vom Bund,
  • dass die Finanzierungsfrage stärker berücksichtigt wird, indem der Bund die OKP-Beiträge erhöht und die Restfinanzierung mit den Kantonen überprüft und koordiniert;
  • dass die Kantone als Hauptverantwortliche für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung eine zentrale Rolle einnehmen und ihre Restfinanzierung erhöhen;
  • dass die Pflege, auch die ambulante Pflege, bei der Umsetzung der Pflegeinitiative ihre Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Rahmen der Erarbeitung der Massnahmen zu Etappe 2 frühzeitig auf nationaler und kantonaler Ebene einbringen kann.
«Eine Anpassung der OKP-Beiträge könnte rasch durch den Bund beschlossen werden», so die Spitex. Der Bund habe diesen per 1. Januar 2020 um 3,6 Prozent gekürzt, obwohl im Rahmen des Vernehmlassungsprozesses eine Erhöhung verlangt worden sei.
Nur die OKP-Beiträge anzupassen, reiche allerdings nicht aus; «auch die Kantone müssen handeln um die Restfinanzieurng zu erhöhen. Werden die Beiträge nicht angepasst, wird die Sache weiter zwischen Bund und Kantonen hin- und hergeschoben», befürchtet die Spitex.
  • politik
  • spitex
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Gesundheitsbranche beschliesst 38 Spar-Schritte

Vertreter von Spitälern, Ärzteschaft, Kassen, Pharma und Kantonen haben Massnahmen beschlossen, die jährlich 300 Millionen Franken einsparen sollen. Es geht um Verwaltungskosten, ineffiziente Abläufe, smartere Medizin und um Papier.

image

Regierung muss Lohn des LUKS-Präsidenten prüfen

195'000 Franken für den Spital-Verwaltungsrats Martin Nufer seien «ausufernd», kritisierte eine Politikerin.

image

Spitalzentrum Biel: Kristian Schneider wechselt zum BAG

Kristian Schneider wird nächstes Jahr der Stellvertreter von BAG-Direktorin Anne Lévy. Er ersetzt Thomas Christen.

image

Krankenkassen müssen pflegende Angehörige weiterhin bezahlen

Obwohl Krankenkassen und Gemeinden mehr Kosten befürchten, findet der Bundesrat: Pflegende Angehörige sollen eine bezahlte Anstellung erhalten.

image

Bundesrat: Mehr Massnahmen gegen ärztliche Gefälligkeitszeugnisse unnötig

«Ein Generalverdacht gegenüber der Ärzteschaft wäre verfehlt», findet der Bundesrat. Er will nicht intensiver gegen falsche Arztzeugnisse vorgehen.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Eingebildete Explosionen und teure Luftschlösser

Jedes Jahr gibt es dieselbe Diskussion über steigende Gesundheitskosten. Und jedes Jahr die gleichen Rezepte: Einheitskasse, mehr Staat, Pauschalbudgets. Diesmal alles auch in Buchform.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.