Psychotherapien: 20 Prozent Mehrkosten pro Jahr

Die Krankenkassen mussten in den letzten drei Jahren rund 400 Millionen Franken mehr für Psychotherapien zahlen.

, 20. August 2025 um 09:21
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Symbolbild: Anthony Tran auf Unsplash
Die Kosten für Psychotherapien stiegen letztes Jahr erneut überdurchschnittlich. Das zeigt der zweite Bericht, der seit dem Systemwechsel im Juli 2022 erschienen ist.
Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können seit drei Jahren auf ärztliche Anordnung selbständig und auf eigene Rechnung tätig sein und dies über die Krankenkassen abrechnen.
Zwischen 2021 und 2024 nahmen die Kosten um 394 Millionen Franken zu. Das heisst: Vor dem neuen Abrechnungsmodell zahlten die Krankenkassen rund 530 Millionen Franken für Psychotherapien. Nach dem Wechsel sind es gut 920 Millionen. Dies entspricht jährlichen Mehrkosten von 130 Millionen Franken – oder gut 20 Prozent.
2021 ging der Bundesrat noch von jährlich 100 Millionen Franken Mehrkosten für die Kassen aus.
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Quelle: SASIS - TP / Auswertung: Obsan
Für den Kostenanstieg hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) folgende Ursachen festgestellt:
  • Der provisorisch festgelegte Tarif für die selbständigen Psychotherapeuten ist 16 Prozent höher als der frühere Tarif.
  • Die Bevölkerung wächst und damit auch die Zahl der Versicherten.
  • Es werden zunehmend mehr psychotherapeutische Leistungen bezogen.
Rechnet man diese Punkte ab, bleiben allerdings immer noch rund 171 Millionen Franken (43,5 Prozent) Kostenwachstum zwischen 2021 und 2024. Diese Kosten sind unter anderem eine Folge der Verlagerungen aus dem Selbstzahler- und Zusatzversicherungsbereich und der Vergrösserung des Angebots.
Umgerechnet auf die Versicherten bedeutet die Kostenzunahme: Der Systemwechsel hat zwischen 2021 und 2024 zu einem Kostenanstieg von Fr. 40.13 pro versicherte Person geführt.
Der damalige Krankenkassenverband Santésuisse schrieb vor knapp einem Jahr von einer «Kostenexplosion» und schätzte Mehrkosten von über 300 Millionen Franken. Der erste Bericht prognostizierte hingegen nur 175 bis 200 Millionen Franken. Im neusten Bericht steht, dass die Abweichungen unter anderem wegen der Datengrundlage, des betrachtete Zeitraum und der Berechnungsmethode zustande gekommen seien.
Im Frühling erscheint ein Evaluationsbericht zum Systemwechsel. Dort sollen zusätzliche wichtige Fragen und mögliche Anpassungen benennt werden.
  • psychiatrie
  • anordnungsmodell
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